Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - IV. Die person des propheten und die Sunna - B. Der prophet als vorbild des sittlichen lebens
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Die person des propheten und die fröramigkeit 195
Sicherheit gegen jede sünde, die nachbildung als pflichtmässig
anzusehen.1
Auch auf anderen wegen sucht man die gesetzliche Stellung
des iqtidä’ klarzulegen. Eine handlung, die nicht beweislich
pflichtmässig ist, nennt man sunna miCakkada, befestigte sunna,
wenn der prophet sie in anwesenheit vieler menschen geübt hat.
Sie darf nicht unterlassen werden, wenn auch ihre Unterlassung
nicht als sünde angerechnet wird. Wo es unklar ist, ob sie
wirklich öffentlich und wiederholt ausgeführt worden ist, heisst
sie näfila, opus superrogatorium. Oder unter den gemeinsamen
titel des verdienstlichen führt man die vier stufen der
befestigten sunna, der erleichterten sunna, des dringend erwünschten
(rag’iba) und des superrogatorischen (näfila) an, die sich nur durch
den verschiedenen lohn, den ihrer befolgung zugesprochen ist,
unterscheiden sollen.2
Die bunte Verschiedenheit der meinungen zeigt, wie wenig
der traditionalismus in dieser frage zur klarheit gelangt ist.
Selbstverständlich hat sich die lehre von der absoluten
pflicht-mässigkeit in der praxis noch viel weniger als in der theorie
durchsetzen können. Bei dem riesigen anwuchs des überlieferten
stofFes haben nicht einmal die ehrlichsten eiferer von all den
endlosen Verzweigungen des »pfades des propheten» bescheid
wissen können. Es hat bei zufällig erwählten einzelheiten bleiben
müssen.3 Indessen hat man, je mehr die ausscheidung des sittlichen
von dem ritualistischen sich vollzog, statt der oben angeführten
formellen Unterscheidungen durch eine rein ethische Wertung den
umfang der vorbildlichen taten zu begrenzen gesucht. Das wird
sich weiter in der entwicklung des Charakterbildes des propheten,
wie es auf dem gründe wechselnder ethischer anschauungen
gezeichnet worden ist, zeigen.
Das Charakterbild des propheten, wie wir es in den
muslimischen quellen, selbst in den ältesten traditionswerken besitzen,
gehört mit recht der geschichte der religiösen entwicklung; für
die historische Schilderung der persönlichkeit Muhammeds besitzt
es höchstens einen sehr problematischen wert. Gewiss dürfte
in den erzählungen, mit denen die darsteiler der moralischen
Vollkommenheit des propheten ihr thema zu illustrieren pflegen, auch
hier und da wirklich geschichtliches zu finden sein. Wir be-
1 Fusul al-bada’ic II, 200. 2 Al-durr al-tamin 67 ff.
3 Goldziher, Muhammedanische Studien II, 21.
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