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Die person des propheten und die fröramigkeit
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Überall wo die empfindung, die ein gegenständ religiöser
Verehrung hervorruft, mit dem wort liebe bezeichnet wird, da
spielt die mystik herein. Liegt die bedeutung der verehrten
person ausschliesslich in der vorzeit, oder fällt sie in eine ferne
zukunft, da ist das wort nur in der uneigentlichen bedeutung
von anerkennen, dankbarkeit, bewunderung oder sehnsucht von
ihm zu verwenden. Die wirkliche liebe setzt die
gleichzeitig-keit der mystischen beziehung voraus. Nun fällt es freilich dem
lebhaften Orientalen weit leichter als uns, das wort liebe zu
verwenden; er weiss dabei doch immer, dass er es in verschiedene
bedeutungen braucht. Bei der ganzen art der orthodoxen
frömmigkeit wird man erwarten, dass das Verhältnis des gläubigen zum
propheten jedenfalls nicht ein emotionell religiöses sei, und das
somit von liebe in der mystischen bedeutung des Wortes nicht
die rede sein könne. Man wird tatsächlich auch das wort selbst
sehr selten finden. Die ausnahmen, die wir verzeichnen können,
bestätigen nur die regel. In den beiden angesehensten
traditions-werken lesen wir: »Niemand von euch glaubt, bis ich ihm lieber
geworden bin, als sein vater, sein söhn und alle menschen.»1
Damit zu vergleichen ist ein hadit, der neben diesem platz
gefunden hat: »Es sind drei dinge, wer sie besitzt schmeckt die
lieblichkeit (haläiva) des glaubens: Gott und seinen gesandten
über alles zu lieben, die menschen nur um Gottes willen zu lieben
und sich vor dem wiederfall in götzendienst wie vor dem
höllen-feuer zu fürchten.» Dass indessen die Vorstellung aus ’einer
gedankenweit, die dem Islam fremd ist, übernommen worden ist,
das zeigen zur genüge die erklärungen, die die älteren theologen
von dieser liebe zum propheten geliefert haben. Suf’jän cil-lauri
meinte, den propheten zu lieben heisse ihm (d. i. der sunna)
nachfolgen. Andere sagen: einen festen glauben an seinen sieg
(nusra), die Verteidigung seiner sunna, gehorsam gegen dieselbe
und die furcht ihr zu widersprechen.2 Die liebe zu Gott und
seinem Gesandten ist gehorsam gegen beide und Zufriedenheit
mit dem, was sie befohlen haben, sagte der grammatiker
al-Zoggäg (gest. 310).3 Liebe im sinne von persönlicher hingäbe
wollte die ältere orthodoxie ungern von dem Verhältnis des men-
1 Buhäri, Kit. al-imän, bäb 7; Muslim, (Kit. al-’imän) I, 28.
2 Sifti II, 24; Vgl. auch cAli al-Qäri II, 34.
3 Slftt\ II, 7; vermutlich in seinem korankommentar, von dem
in-desse i Sujüti versichert, dass der Verfasser sich nur für die grammatik
interessiere. Al-’Itqän II, 190.
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