Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - VI. Die entstehung des prophetenkultus - 3. Die Logoslehre
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340 Andrae, Die person Muhammeds ’
%
den muslimischen neuplatonikern gelernt hat, liegt am tage.
Die entstehung der weit wird nicht als Schöpfung gedacht,
sondern als emanation aus dem wesen Gottes geschildert. Von
dem worte fajd macht Ibn al-Arabl in diesem Zusammenhang
reichlichen gebrauch. Man braucht es dabei nicht allzu ernst zu
nehmen, dass er selbst1 nicht von den philosophen gelernt haben
will, obgleich er bekennt, dass seine anschauungen in gewissen
punkten mit den lehren der philosophen übereinstimmen. Denn die
Selbständigkeit des wahren pneumatikers fordert, dass er sich
von dem verdacht, aus büchern gelernt zu haben, freispreche.
Auch der jüdische neuplatonismus scheint auf sein denken
ein-fluss geübt zu haben. Charakteristisch für die metaphysik Ibn
al-ArabVs ist z. b. die zweiheit von wesen und gestalt. Sie
streckt sich bis in das wesen des ewigen Gottes selbst, der
fort-schritt von einheit zu Vielheit geschieht zuerst in dem denken
Gottes. Indem Gott seine namen denkt, erhalten sie in seinem
wissen gestalten, suwar, das sind die Wjän al-täbita, die ideen, die
nur begrifflich, nicht real existieren (sie sind ma’düma fl-l-härig).
Diese gestalten sind nun das wesen (Jiaqä’iq) der real
existierenden ideen. Zu den gottesnamen verhalten sie sich wie der körper
zum geist, zu den wirklich existierenden ideen wie der geist zum
körper.2 In der Offenbarungsgeschichte kommt dieselbe zweiheit
zum Vorschein. Die haqlqa mahammadijja ist die gestalt des
vereinigenden göttlichen namens, die seinerseits in den
verschiedenen propheten gestalt erhält. Das erinnert offenbar an die
lehre Ibn Gebirols von form und materie; selbst in die geistesweit
hinein streckt sich dieser gegensatz, die höchste substanz hat als
materie die weltseele, die Sphären sind materien geistiger formen.
Aber Ibn aVArabl hat nicht nur von der Weisheit der
philosophen gelernt. Wie weitherzig er alles, was mit seiner eigenen
grundanschauung irgendwie im einklang zu stehen schien, sich
anzueignen wusste, das hat er selbst in einer berühmten ode,
die Nicholson zuerst übersetzte, erzählt: »Mein herz ist für jede
form aufnahmefähig geworden. Es ist ein Weideplatz für
ga-zellen, ein kloster christlicher mönche, ein tempel für götzen,
ein Kaba für einen muslimischen pilger, die gesetzestafeln der
Thora und die buchrolle des Korans.»3 Ich glaube, dass aus
1 Futuhat I, 39. 2 Al-Qajsarl 18.
Horten, Mystische texte aus dem Islam, Kl. texte für vorles. heraus-
gegeb. von Lietzmann CV, 7.
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