Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 6. Das Blut - III. Das Blut als ein Gemenge von Plasma und Blutkörperchen
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296 Seclistcs Kapitel
Welcher Art ist nun dieser, von der Gefässwand ausgehende Einfluss auf
das h lüssigbleiben des kreisenden Blutes ? Freund hat gefunden, dass das Blut
flüssig bleibt, wenn es durch eine gefettete Kanüle unter Öl oder in mit Vaselin |
ausgegossene Gefässe aufgefangen wird. Wird das in ein eingefettetes Gefäss
aufgefangene Blut mit einem eingeölten Glasstabe geschlagen, so gerinnt es ;
nicht, gerinnt aber rasch beim Schlagen mit einem uneingefetteten Glasstabe !
oder wenn es in ein nicht eingefettetes Gefäss gegossen wird. Die Nichtgerin- [
nung des Blutes beim Auffangen desselben unter Öl ist später von Haycraft i
der A^- Carlier u. a. bestätigt worden. Freund fand durch weitere Versuche, dass
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Austrocknung der obersten Blutschichte oder die Verunreinigung mit ge-
ringen Staubmengen sogar im Vaselingefässe die Gerinnung hervorrief. Nach
Freund^) ist es also das Vorhandensein von Adhäsion zwischen dem Blute und
einer Fremdsubstanz — und als solche wirkt auch die krankhaft veränderte
Gefässwand — welches den Anstoss zur Gerinnung gibt, während der Mangel
an Adhäsion das Blut vor der Gerinnung schützt. Man ist nun allgemein der
Ansicht gewesen, dass es hierbei um eine Adhäsion der Formelemente sich han-
delte; aber dem gegenüber haben Bordet und Gengou^) gezeigt, dass ein von
allen Formelementen durch starkes Zentrifugieren befreites Plasma, welches in einem
paraffinierten Gefässe ungeronnen bleibt, in ein nicht paraffiniertes Gefäss über-
geführt dagegen gerinnt. Die Adhäsion des Plasmas an einem Fremdkörper
kann also auch bei Abwesenheit von Formelementen den Anstoss zur Gerinnung
geben; dass aber die Adhäsion der Formelemente trotzdem ’^on grosser Bedeu-
tung ist, lässt sich nicht leugnen und wird auch allgemein angenommen. Bei
dieser Adhäsion unterliegen nun, wie man annimmt, die Formelemente gewissen
Veränderungen, welche in bestimmter Beziehung zu der Gerinnung zu stehen
scheinen.
Über die Art dieser Veränderungen gehen die Ansichten leider sehr aus-
einander. Nach Alex. ScLimDT^) und der Dorpaterschule findet bei der Ge-
rinnung ein massenhafter Zerfall von weissen Blutkörperchen, namentlich von
polynukleären Leukozyten statt, und dabei sollen für die Faserstoffgerinnung
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der Form- wichtige Bestandteile derselben in das Plasma übertreten. Eine direkte Be-
Ziehung zwischen dem Zugrundegehen von Leukozyten und der Gerinnung wird
jedoch von vielen Forschern geleugnet und nach anderen ist das Wesentliche
nicht ein Zerfall der weissen Blutkörperchen, welcher jedenfalls nicht in dem
von Alex. Schmidt behaupteten Umfange verkommen dürfte, sondern viel-
mehr ein Austritt von Bestandteilen aus den Zellen in das Plasma, ein Vorgang,
I
Freund, Wien. med. Jahrb. 1886. Haycraft und Carlier, Journ. of Anat. and
Physiol. 22.
Annal. de l’Institut Pasteur 17.
3) Pflügers Arch. 11. Die Arbeiten Alex. Schmidts finden sich sonst im Arch. f.
(Anat. u.) Pbysiol. 1861 u. 1862 ;
Pflügers Arch. 6, 9, 11, 13. Vergl. besonders Alex.
Schmidt; Zur Blutlehre. Leipzig 1892, wo auch die Arbeiten seiner Schüler referiert sind,
und M’eitere Beiträge zur Blutlehre 1895.
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