Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - IV. Jeremia. Der Prophet des neuen Bunde - 5
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— 109 —
Mantels küssen und laß mich von nun an zu deinen Füßen
sitzen als dein treuer. Diener und gelehriger Schüler.
— Warum kommst du zu mir, den ihr beinahe tot-
geschlagen? Geh zurück, woher du gekommen, geh zu
den Wortverkündern des Tempels und setze dich zu ihren
Füßen. Geh, ich habe dir nichts zu sagen.
— Verstoße mich nicht von deinem Angesicht! Ich
kann nicht mehr zu den ’Tempelpropheten zurückkehren,
seitdem ich dein Wort vernommen. Du hast mich ge-
weckt, Jeremia, so weise mir jetzt den rechten Weg. Du
hast mich gelehrt, zu unterscheiden zwischen wahren
und falschen Propheten, so lasse mich jetzt deine Wahr-
heit hören.
Jeremia blickt verwundert zu dem Fremden auf und
betrachtet ihn lange prüfend.
— Hörte ich. recht? Kannst du zwischen wahren und
falschen Propheten unterscheiden ? |
— Nun kann ich es, seitdem ich dich sprechen hörte.
Als du sprachst, da hörte ich eine Stimme, die rief. Doch
wenn die anderen sprechen, ist es bloß ein Widerhall,
Fremdes ruft aus ihrem Mund. Du sprichst das Wort, das
dir eingegeben ward. Der falsche Prophet horcht, ehe er
spricht. Nicht der Herr legt das Wort in seinen Mund,
sondern das Volk. Er spricht, was die Menge gerne hört.
Mit seinem Wort heiligt er das Unheilige, drückt er den
Stempel Gottes auf die Verirrungen der Menschen. Doch
du, Jeremia, wenn du sprichst, bist du nicht du, bist du
nicht ein sterblicher Erdensohn! Dann ist es die Stimme
Gottes, die durch deinen Mund ruft, und deine Worte
sind Funken vom ewigen Feuer, das flammt und zündet.
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