Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - VII. Esra. Der Gründer des Judentums - 1
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— 218 —
dauernde Lebensform des Judenvolkes sein würde. Er
ahnte die Kraft, welche die Unabhängigkeit von staat-
lichen Bindungen einem Volke mit religiöser Lebens-
aufgabe schenken kann. Der Staat ist die Lebensform
des Einzelmenschen. Geist und Glaube haben kein
Vaterland.
Er selbst mochte sich aber in der fremden Welt nicht
zurechtfinden. Er baute kein Haus, und es wird nirgends
gemeldet, daß er eine Frau genommen und Söhne und
Töchter gezeugt. Er fühlte sich persönlich heimatlos in
dieser kraftberauschten Welt, mit ihrer Mammonanbe-
tung, ihrem lärmenden Großstadtleben, ihren pracht-
liebenden Frauen, in dieser brutalen Zivilisation. In
ihm lebte der sinaitische "Traum von Israel als einem
Reiche von Priestern, und er fühlte die Kraft in sich,
diesen ’Iraum zu verwirklichen. Vor tausend Jahren
ward Israel berufen, ein gottgeweihtes Volk zu sein und
sein Leben zu heiligen. Doch aus dem priesterlichen
Reiche war ein gebrechlicher Staat geworden, wehrlos
mitten unter raubgierigen Großmächten, und das Leben
des Volkes sank immer tiefer in Entweihung. Nun war
der Staat zerstört, das Volk zerstreut, der neue ’Tempel
verlassen. Waren alle Verheißungen betrügerisch ? Hat
der Bund des Herrn mit den Vorvätern seine Kraft
eingebüßt und Israel für immer seine Rolle ausgespielt?
Hier winkte eine Aufgabe, wert, daß man für sie lebe.
Die Zeit rief nach einem starken Manne, nach einem
neuen Mose. Der unbekannte Exilprophet hatte dieser
suchenden Sehnsucht Worte geliehen: „Und sie ge-
dachten der ewigen Zeiten, des Mose und seines Volkes.
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