Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - Arthur Rosenberg, Das Geschichtsbild des Bolschewismus - III. Lenin und die russische Vergangenheit
<< prev. page << föreg. sida << >> nästa sida >> next page >>
Below is the raw OCR text
from the above scanned image.
Do you see an error? Proofread the page now!
Här nedan syns maskintolkade texten från faksimilbilden ovan.
Ser du något fel? Korrekturläs sidan nu!
This page has been proofread at least once.
(diff)
(history)
Denna sida har korrekturlästs minst en gång.
(skillnad)
(historik)
Auch die grossrussischen Sozialdemokraten müssten nun
versuchen, ihre Stellungnahme zur nationalen Strömung darzulegen:
»Ist denn uns, den grossrüssischen klassenbewussten Proletariern
das Gefühl nationalen Stolzes fremd? Gewiss nicht! Wir lieben
unsere Sprache und unsere Heimat, wir arbeiten am meisten daran,
ihre werktätigen Massen d. h. 9/10 ihrer Bevölkerung, zum
klassenbewussten Dasein klassenbewusster Sozialisten zu heben. Es
schmerzt uns am meisten, zu sehen und zu fühlen, welchen
Gewalttaten und welchen Unterdrückungen die zaristischen Henker,
Gutsbesitzer und Kapitalisten unsere Heimat unterwerfen». Zugleich
bekennt Lenin seinen Stolz, dass innerhalb des Grossrussischen
Volkes der Widerstand gegen den brutalen Zarismus sich geregt
hat. Er verweist auf die Dekabristen von 1825, auf die
bürgerlichen Revolutionäre des 19. Jahrhunderts. Er ist stolz darauf,
dass der grossrussische Bauer angefangen hat, »Demokrat zu
werden und den Popen und Gutsbesitzer davon zu jagen». Die
grösste Leistung des grossrussischen Volkes ist aber die
Herausbildung des russischen Proletariats: »Wir sind erfüllt vom Gefühl
nationalen Stolzes, denn die grossrussische Nation hat ebenfalls
eine revolutionäre Klasse geschaffen, hat ebenfalls bewiesen, dass
sie im stande ist, der Menschheit grosse Vorbilder im Kampfe für
Freiheit und Sozialismus zu liefern, und nicht nur grosse Pogrome,
Galgenreihen, Folterkammern, Hungerepidemien und Kriecherei
vor den Popen, den Zaren, den Gutsbesitzern und Kapitalisten zu
produzieren». Lenin verwirft ohne jeden Vorbehalt alle
Eroberungskriege der zaristischen Geschichte. Kein Sozialist könne die
Erdrosselung Polens, der Ukraine und der vielen andern Ländern
durch den grossrussischen Zarismus rechtfertigen. Lenin tritt
unbedingt für das Selbstbestimmungsrecht all der Völker ein, die
vom Zarismus im Laufe der letzten 3 Jahrhunderte unterjocht
wurden. Nur die Niederlage des Zarismus im jetzigen Kriege
könne den grossrussischen Volksmassen die Freiheit bringen, und
das sei die einzige wirklich nationale Aufgabe.
Sodann wendet sich Lenin gegen einen Einwand, dass doch
unter den Fittichen des Zarismus noch eine andere historische
Macht entstanden sei, nämlich der grossrussische Kapitalismus,
der doch fortschrittliche Arbeit leistet, indem er gewaltige Gebiete
wirtschaftlich zusammenschliesst. Das mag richtig sein, aber
daraus folgt noch lange nicht, dass irgendein Sozialist den
Zarismus oder den grossrussischen Kapitalismus rechtfertigen könne.
Auch Bismarck habe mit der Einigung Deutschlands auf seine
Art eine fortschrittliche Tat getan und dem deutschen
Kapitalismus einen neuen Aufschwung ermöglicht. Aber das wäre ein
schöner Marxist, der deswegen eine sozialistische Unterstützung
<< prev. page << föreg. sida << >> nästa sida >> next page >>