Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - II. Das schwedische Volk - 3. Volkscharakter und soziale Verhältnisse. Von [G. Sundbärg] J. Asproth
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geringerer Bedeutung. Dass in der Stunde des Ernstes das schwedische
Volk in ungewöhnlichem Grade schlichter Pflichterfüllung, stiller
Entsagung und heldenmütigen Opfermutes fähig ist, davon zeugt zur Genüge
Schwedens ganze Geschichte.
Der im Wesen des schwedischen Volkes tiefst wurzelnde Zug, der zum
grossen Teil die Eigenart des Volkes im übrigen erklärt, ist die starke
Liebe zur Natur. Diese warme Hingabe ist es, die die grossen
Naturforscher, die Erfinder und die Forschungsreisenden geschaffen hat; sie
ist es, die die lyrischen Dichter, die herrlichen Volksmelodien und den
schwedischen Gesang geschenkt hat, ja, die der schwedischen Phantasie
ihren eigentümlichen Flug verliehen hat. Dieser ausgesprochene Sinn
für die Natur hat aber in gewissem Grade unseren Blick abgezogen von
dem psychologischen Gebiet, weshalb der Schwede, gleichzeitig damit
dass er ein grosser Naturfreund ist, nicht selten ein schwacher
Menschenkenner ist. Daher hat Schweden Naturforscher und Ingenieure von
Bang, nicht aber Diplomaten und Kaufleute, eine reiche lyrische
Literatur, fast keine dramatische dagegen.
Die Liebe des Schweden zur Natur kommt daher, dass sein Land so ganz
besonders geeignet ist, ein derartiges Gefühl wachzurufen. Die Natur Schwedens
ist im allgemeinen nicht majestätisch imposant, deshalb aber keineswegs herb
und beklemmend wie die norwegische, auch nicht verweichlichend wie oft in
reicheren Ländern oder abweisend wie die Wüste oder die Steppe: sie ist, in
ihrem eigentümlichen Verein von Frische und idyllischem Reiz, in des Wortes
eigentlichstem Sinne einladend. Das Gefühl hiervon ist gleich warm bei Hoch
und bei Niedrig — wenn auch nicht in gleichem Grade bewusst — und dieses
starke Hängen an der Natur, das in gewissen Fällen in das Seelenleben
Äusserungen von Unbändigkeit und Roheit hineinbringen kann, bildet andererseits
den tiefsten Erklärungsgrund für die unzerstörbare Kraft und Gesundheit der
schwedischen Nation — so vielmals bewiesen unter den schwersten Prüfungen
und auch dem sorglosen Leichtsinn trotzend, womit der Schwede nicht selten
die Kräfte des Körpers wie der Seele verschwendet. Diese leichte Sorglosigkeit
ist in der Tat die grösste Schwäche des schwedischen Volkes. Andererseits lässt
sich nicht leugnen, dass die Geschichte oft eine grössere Lebenskraft bei Völkern
derartigen Charakters zeigt als bei den Nationen, die unter dem einzigen
Bestreben zu sammeln und zu bewahren vertrocknen.
Das schwedische Reich ist das älteste gegenwärtig bestehende in ganz
Europa, und es ist nie, soweit das Zeugnis der Geschichte reicht, der
Herrschaft fremder Völker unterworfen gewesen, gleichwie es auch dank seiner
Entlegenheit von dem mehr zentralen Europa in ungewöhnlichem Grade
seine staatliche Entwicklung frei von fremden Zusätzen gehalten hat.
Schweden hat weder erblichen Feudalismus noch die Leibeigenschaft bei
den niederen Klassen der Bevölkerung gekannt; es hat in seiner
Gesetzgebung nur unbedeutenden Einfluss seitens des römischen Rechts
erfahren, es ist weniger tief als alle anderen Völker durch die römische
Kirche beeinflusst worden, und es hat schliesslich nur für kurze Perioden
Bekanntschaft mit einer königlichen Alleinherrschaft als Regierungsform
gemacht. Da hierzu kommt, dass das schwedische Volk seinen arischen
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