- Project Runeberg -  Schweden : historisch-statistisches Handbuch / Erster Teil : Land und Volk /
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(1913) [MARC] Author: Joseph Guinchard
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - II. Das schwedische Volk - 3. Volkscharakter und soziale Verhältnisse. Von [G. Sundbärg] J. Asproth - Stände und Klassen. Von P. Fahlbeck

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Ursprung reiner als vielleicht alle anderen bewahrt hat, so möchte man
erwarten, in Schweden eine in hohem Grade originale Kultur anzutreffen;
gleichzeitig könnte man jedoch befürchten, die Wirkungen der Stagnation
zu sehen, die eine solche isolierte Entwicklung so gern mit sich bringt.

Die nähere Bekanntschaft mit dem schwedischen Volke lässt diese
Vorstellungen in nicht unbedeutendem Grade modifizieren. Was die
Originalität der Gesellschaftsordnung anbelangt, so ist dieselbe unstreitig
vorhanden, aber sie ist doch nicht völlig so ausgesprochen, wie man es
erwarten könnte, oder sie liegt wenigstens mehr in der Tiefe als offen zu Tage.
Andererseits ist auch die befürchtete Stagnation durchaus nicht vorhanden
— mit Ausnahme möglicherweise eines gewissen sozialen
Konservatismus, den Schweden mit England gemeinsam hat.

Dass die Isolierung nicht alle die Früchte gezeitigt hat, die man
erwarten könnte — weder im Guten noch im Bösen — erklärt sich
zweifellos aus dem dem Schweden angeborenen lebhaften Interesse für alles
Fremde
, ein Zug, der in engstem Zusammenhange mit der Rolle steht,
welche die Phantasie im schwedischen Naturell spielt. Dieses Interesse,
das zu allen Zeiten den Schweden geneigt gemacht hat, zu überschätzen,
was aus fremden Landen kommt, das Eigene aber zu unterschätzen, ist in
vielen Fällen verhängnisvoll für das schwedische Volk gewesen und hat
eine volle Entwicklung der schwedischen Volksindividualität gehindert.
Andererseits aber ist nicht zu bezweifeln, dass es dieses starke Interesse
für alles Menschliche ist, das es vor kultureller Versteinerung gerettet
und die Gefahren abgewehrt hat, die die weitgetriebene Isolierung sonst
hätte mit sich bringen können.

Und daher bietet das schwedische Volk in unseren Tagen das Bild eines
Mannes, der zwar noch nicht zur vollen Entwicklung seiner tiefsten
Anlagen gelangt ist, aber doch, im grossen und ganzen, sich sowohl die
geistige als leibliche Gesundheit zu bewahren vermocht hat, die die
sicherste Gewähr für eine lange und glückliche Zukunft in sich birgt.

Stände und Klassen.



Die Sozialgeschichte Schwedens ist von hohem Interesse, weil sie eine
Entwicklung auf rein germanischer Grundlage zeigt, ohne den Einfluss
römischer Kultur und Rechtsauffassung, der sich auf dem europäischen
Kontinent so stark geltend gemacht hat.

Die älteste schwedische Gesellschaft kannte keine andere rechtliche
Unterscheidung als die zwischen Freien und Unfreien. Doch gab es schon damals
reiche und mächtige Geschlechter mit erblichem Einfluss, also einen Kern, aus
dem sich ein Adelsstand entwickeln konnte. Eine weitere Aristokratie entstand
nach der Einführung des Christentums in der katholischen Geistlichkeit mit
ihrem Anspruch auf eine rechtliche Sonderstellung. Während des dreizehnten
Jahrhunderts kristallisierten sich die gesellschaftlichen Verhältnisse in Schweden.
Jetzt verschwand die alte Unfreiheit, wenn sie auch erst vollständig zu
Beginn des folgenden Jahrhunderts aufgehoben wurde. Andererseits wurden die
neuen Stände zu Recht anerkannt. Die Organisation der katholischen Kirche

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