Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 5. Aufnahme in Irkutsk. — Markt in Maimatschin. — Chamba Lama. — Der General-Gouverneur Alexander Stepanowitsch Lawinsky. — Die Murawieff’sche Familie. — Schicksale der Verbannten. — die Oberstin Börresen. — Russische Ostern. — Reise nach Jeniseisk auf den Flüssen Angara und Werchne-Tunguska
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74 Die Familie Murawieff. ft. Kap.
sen wird und über den Ural ist, so wird er fur burgerlich todt angesehen;
seine Frau kann dann wieder heirathen, wen sie will; sie oder seine Er
ben bemachtigen sich seines Vermogens und Eigenthums. Nicht also mach
ten es diesmal die russischen Dåmen. Frau v. Murawieff erhielt vom Kni
ser die erbetene Erlaubnitz, ihrem Manne zu folgen, und zwei Schwage
rinnen begleiteten sie. Diesem Beispiele*folgten taglich Damm von den
hochsten Familien; der Kaiser wurde von Gesuchen besturmt, datz diese
oder jene ihrem Manne, der in Ketten nach Nertschinsk ging, folgen durfte.
Dies erregte das grotzte Aufsehen. Gerade das edelste russtsche Blut
wurde so nach diesen furchterlichm Gegenden verpfianzt, wo der Mann
im Gefangnitz lebt, und die Frau entweder bei ihm wohnt oder ihn tag
lich besucht. Hier ist somit RHlands hochste Cultur versammelt; grotze
Bibliotheken und Alles, was zu den Bedurfnissen eines gebildeten Lebens
gehort, neben Sclavenfesseln. In der Nahe von Irkutsk wurde Murawieff
von einem Courier eingeholt, der ihm die Grlaubnitz brachtc, in Jakutsk
zu wohnen, und da er eines Abends spat daselbst ankam und dieHoffnung
hatte, mit der Post, die am nachsten Morgen erwartet wurde, einen noch
sidlicheren Verbannungsort zu erhalten, so bat er den Civil-Gouverneur
Zeidler um Erlaubnist, dort nber Nacht zu bleiben, nm die Post abzu
warten. Aber dieser wagte nicht, es zu gestatten, und er mutzte augen<
blicklich weiter reisen. Es war im tiefsten Winter, und auf den steilen
Ufern der Lena schlug der Schlitten mehrmals im tiesen Schnee um, so
da§ sie, aus Furcht in den Flust zu sturzen, aussteigen und im Schnee
waten mustten, wobei die schwache Frau v. Murawieff ihr Tochterchen aus
dem Arme trug. Am dritten Tage wurden sie von einem zweiten Courier
eingeholt, welcher ihnen die Grlanbniki brachte, in Werchne-Udinsk zu
wohnen. Als sie dort angekommen waren, wurde Murawieff von seinem
Feldjager befteit, der ihm wahrend der Reise aus den Fersen gefolgt war
wie sein Schatten, sogar an Orte, wo der Mensch stets die Einsamkeit
wunscht, und der in der Nacht neben seinem Vette gelegen hatte. „Ich machte,"
sagte er, „am ersten Tage nach unserer Ankunft, es war ein klarer Win
’tertag, einen klemm Svaziergang aufden Straken der Stadt, und fuhlte
eine unaussprechliche Frende, hingehen zu konnen, wohin ich wollte; aber
an jeder Ecke mustte ich mich umwenden, um zu sehen, ob mir nicht mein
Schatten folgte. Niemand weitz, wie herrlich die Freiheit ist, als Der,
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