Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 5. Aufnahme in Irkutsk. — Markt in Maimatschin. — Chamba Lama. — Der General-Gouverneur Alexander Stepanowitsch Lawinsky. — Die Murawieff’sche Familie. — Schicksale der Verbannten. — die Oberstin Börresen. — Russische Ostern. — Reise nach Jeniseisk auf den Flüssen Angara und Werchne-Tunguska
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Die russischen Ostern. 15. Kap.
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Lieder aus ihrer lugendzeit, und unaufhorlich wurde der Gesang von
Thranen unterbrochen. Die Poesie gab ihr die Sprache zuriick, und
stellte das liebe Vaterland lebendig vor ihre Phantasie. Sie
wenn wir in Irkutsk bleiben konnten, so wurde sie die Gntbehrung
des Vaterlandes nicht mehr so druckend empfinden. Ich versprach ihr
meinen Band von Miinster’s Predigten zu leihen, die ihr in doppelter Weise
zur Erquickung dienen konnten. Ihre Tochter verstanden nicht ein dani
sches Wort. Sie war in Kopenhagen geboren und hatte eine verheirathete
Schwefter, von der sie zehn Jahre laug nichts gehort hatte. Ich besorgte
ihr einen Vries an dieselbe.
Den 26. April stelen die russischen Ostern (also eine Woche spater,
als die unsrigen). Die Fastabendswoche nennen die Russen Masleniza
(die Vutterwoche, ljårne vg.ls) weil man durch überreichliches Essen und
Trinken, durch Spiel und Tanz Abschied nimmt von den Fleischspeisen
und dem lustigen Leben, und korverliche und geistige Krasle zu sammeln
sucht, um die strengen Fasten und die langen stillen sechs Wochen bis
Ostern auszuhalten. Die Fasten werden bei den Russen streng gehalten,
indem man leine thierische Nahrung, Fische ausgenommen, die in Oel
gebraten werden, genicht; hierzu werden Kartoffeln, Brot, Zwiebeln ge
gessen und Thee ohne Sahne getrunken. Am Charfreitag darf nicht ein
mal der Schornstein ranchen, sodast die armliche Nahrung, die man ge
nieht, sogar talt ist; doch nehmen es die hoheren Stande nicht so genau.
In der stillen Woche werden in den Hauptkirchen verschiedene religiose
Vorstellungen nach derLeidensgeschichte ausgefthrt. Am Grundonnerstage
(den 23.) sch ich eine derfelben, das Futzwaschen. Der Archhierei
(Erzbischof), welcher Christus vorstellt, entkleidet sich im Chor seines
bischoflichm Gewandes und steht in einem einfachen Talare da. Um sei
nen Racken wird ein langes Leintuch gelegt, kreuzweis um seinen Leib ge°
schlungen und dann vorn aus der Brust mit zwei langen herabhangenden
Enden verbunden; zwolf Monche oder Popen stellen die zwolf Apostel
vor. Der Archhierei nimmt ein grotzes silbernes Wasserbecken, kniet vor
jedem Monch, wascht ihm den rechten Fuh, welcher entblotzt ist, trocknet
ihm dann mit dem Ende des Leintuchs ab und tM seine Hand. Der
Archimandrit stellt Petrus vor, welcher Einwendungen gegen die Waschung
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