Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 10. Abreise von Astrachan. — Die Herrnhuter-Stadt Sarepta. — Deutsche und französische Colonien langs der Wolga. — Beschwerliche Winterbahn. — Dänische Familie in Saransk. — Bekannte in Moskau. — Baron Schilling von Canstadt. — Chinesische Schriftsprache. — Die Fabrik Ischora. — Audienz bei Kaiser Nikolaus I. und der Kaiserin in Petersburg. — Die Minister Speranski und Cancrin
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208 Abfahrt zur Audienz. 110. Kap.
Den 23. April war mein alter Gonner, der General-Gouverneur
Lawinsky von Irkutsk, der mit seiner Tochter Glise kurzlich nach Peters
burg gekommen war, in unserer Wohnung gewesen und hatte ein Billet
von seiner Tochter abgegeben, worin wir sur den nachsten Tag, „da Papa’s
Geburtstag sei" zum Mittagsbrot eingeladen wurden. Vei diesem lieb
reichen sreundlichen Manne verbrachten wir uun den Tag vor der mit eini
ger Aengstlichkeit erwarteten Audienz. Er sagte mir, datz mich der Kaiser
in franzosischer Sprache anreden wurde; da ich aber, wie er wifse, lieber
Deutsch sprache, so konnte ich immerhin in dieser Sprache antworten,
worauf dann der Kaiser sogleich eingehen wurde, da er mit gleicher Fer
tigkeit Russisch, Deutsch, Franzosisch und Gnglisch spreche.
Endlich brach der gedachte Sonntag-Morgen an; alles, was zu mei
ner Maskerade gehorte, war angekommen, und ich roar um halb elf Uhr
schon im vollen Ttaat, als ich die Thur zu Due’s Zimmer aufmachte
und ihn noch im Schlasrocke gehen sah, indem er erklarte, dah er bis jetzt
nicht einen einzigen Faden von Dem hatte, was er anhaben sollte, nicht
einmal das Hemd. Verschiedene von hatte er namlich
zuruckgeschickt, um umgearbeitet zu werden, weil ste ihm nicht ge
fallen hatten. Die Uhr war dreiviertel elf, Valmstjerna’s Wagen kam
mit Kutscher und Bedienten in Livree, aber kein Schneider, Posamentier
oder Waschfrau. Meine Verzweiflung stieg mit jeder Minute. Zu einem
Mittagsbrot zu spat zu kommen, sagte ich zu mir, ist sehr unangenehm,
aber einen Regenten auf sich warten zu lassen, ist zu toll, zumal den
Selbstherrscher aller Reutzen. Und über wen wurde es am Ende hergehen,
dachte ich, als über den armen Professor, der doch vMommen fertig war
und mit langen Schritten und verzweiseltem Blick das Zimmer in der
Diagonale durchmast. Due schickte nun zuerst beide Bedienten nach ver
schiedenen Seiten, dann sogar Palmstjerna’s Kammerdiener, und lief
zuletzt selbst fort. Jetzt waren alle Wege versperrt, denn nun konnte ich
felbst nicht zum Palast fahren, da sogar der Kammerdiener fehlte. Doch
es dauerte nicht lange, so Horte ich einen nach dem andern keuchend von
verschiedenen Seiten ankommen; die Kleider wurden hastig aus den Leib
geworfen und wir krochen in den Wagen.
Am Eingang zum Winterpalais stand ein stattlicher Lakai mit einer
weihen StrauUeder am Hut, half uns aus dem Wagen, fuhrte uns hin
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