- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 3. Die Moralphilosophie

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AXEL HÄGERSTRÖM 65
bestreitet, aber dieses letztere nicht als ein Erzeugnis der Vernunft,
sondern der Einbildungskraft erklärt, wie sie in ihm demgemäss kein
»Wissen », sondern einen blossen »Glauben » sieht, so zieht die praktische
Skepsis Hägerströms den gleichen Schluss für die Werturteile. Aber
auch wenn man sich streng innerhalb des von Hägerström anerkannten
und zugestandenen Kreises hält, entsteht hier ein neues Problem. Denn
schon vom Subjekt aus gesehen lässt sich das Erlebnis der »Bewertung»
oder der »Stellungnahme» nicht einfach auf das Dasein bestimmter
Gefühle und gewisser theoretischer Vorstellungselemente, die assozia-
tiv mit ihnen verbunden sind, zurückführen. Schon rein phaenome-
nologisch besteht hier, wie mir scheint, ein deutlicher Unterschied.
Auch wenn wir ganz davon absehen, von »Werten an sich » zu sprechen,
was, wie ich zugebe, in jedem Fall eine bedenkliche Metapher ist und
bleibt, wenn wir also die Werte sozusagen vom reinen »Ichpol» aus be-
trachten, sind sie etwas Neuartiges und Eigenartiges. Denn das »Ich»
ist an den Bewertungen und Stellungnahmen in ganz anderer Weise
beteiligt, als an blossen einzelnen Gegebenheiten des Affekts oder der
Vorstellung. Ein Gefühl der Trauer, der Angst u. s. f. nimmt »mich»
ein; ich bin ihm hingegeben, und in diesem Hingegeben-Sein ist alles
andere für mich wie versunken und ausgelöscht. Aber die »Stellung-
nahme» verlangt ein anderes; sie fordert ein Vergleichen, ein Abwägen
des einen gegen das andere. Und die Entscheidung, die hier gefällt
wird, hängt nicht nur von dem jeweilig gegebenen Zustand, sondern sie
hängt vom Ganzen der »Persönlichkeit», von der Qïundrichtung ihres
Fühlens und Wollens, nicht von einem Einzelgefühl oder Einzelimpuls,
ab. Die »Subjektivität» der Werte ist daher, phaenomenologisch be-
trachtet, immer etwas anderes als die der blossen Gefühle, weil die
Subjektsbasis selbst hier eine andere und weitere ist; weil die Bewertung
eine Form der Rückschau, der Vorschau und Überschau einschliesst,
die den Gefühlen, als blossen Zuständlichkeiten, mangelt.
Denn jede echte Stellungnahme enthält einen »reflexiven» Akt, der
für sie bestimmend und charakteristisch ist. Der Überblick, den sie
vollzieht, schliesst ein rein theoretisches Moment ein, das sich, auch für
die psychologische Analyse, als etwas anderes und als etwas mehr er-
weist, als eine Reihe blosser Reproduktionen oder Assoziationen. Auf
diesem Moment beruht das scheinbar so zwiespältige Verhalten, das schon
das gewöhnliche Bewusstsein in seinen »Werturteilen» einnimmt. Sind
solche Urteile einfache Gefühlsreaktionen, so wäre jeder Versuch ihrer
Göteb. Högsk. Arsskr. XLV: 1 5

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