- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 5. Zur »Logik der Geisteswissenschaften»

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AXEL HÄGERSTRÖM II3
Anschein hat. Als empirischer Forscher hat er sich insbesondere auf das
Gebiet der Rechts- und Staatslehre konzentriert und sich innerhalb des-
selben in gewissem Sinne spezialisert. Seine Philosophie kennt indes
eine solche Besonderung nicht: sie führt ihren Schlag gegen alles, was
sich mit dem Namen der »Geisteswissenschaft» schmückt. Auf die
besondere Stellung der Psychologie ist Hägerström hierbei, wenn
ich recht sehe, nirgends eingegangen, obwohl es von besonderem Interesse
wäre, zu wissen, in wie weit er, von seinen Voraussetzungen aus, die
Psychologie als Wissenschaft anerkennt. Wenn man die Psychologie
nicht im blossen »Behaviorismus » aufgehen lässt, wenn man ihr andere
und weitere Aufgaben stellt, so kann ja kaum bezweifelt werden, dass
sie ihrer Gesamtstruktur nach zu den Geisteswissenschaften zählt und
daher an ihrem Schicksal teilnehmen muss. Damit würde aber wieder
eines der Fundamente von Hägerströms eigener Lehre erschüttert und
untergraben. Denn seine Moralphilosophie und seine Rechtsphilosophie
stützt sich ja im wesentlichen auf psychologische Untersuchungen über
die Natur des Pflichtgefühls und des Rechtsgefühls. Wenn also nicht
dem ganzen Gebäude der Einsturz drohen soll, so bleibt nichts übrig,
als seine Fundamente neu zu legen.
Es ist bekannt, dass eben dieses Problem es gewesen ist, das in den
letzten Jahrzehnten des neunzehnten Jahrhunderts eines der Grund-
und Kernprobleme der wissenschaftlichen Methodenlehre gebildet hat.
Aber Hägerström geht seltsamer Weise an allen Untersuchungen, die
dieser Frage galten, völlig vorbei. Auch der Name Wilhelm Diltheys
begegnet, so viel ich sehe, nirgends in seinen Schriften. Und doch hatte
Dilthey das Programm einer nicht-metaphysischen, sondern kritischen
Grundlegung der Geisteswissenschaften schon in seiner »Einleitung in
die Geisteswissenschaften» vom Jahre 1883 gestellt. »Der Beweis wird
versucht » — so schrieb er in der Vorrede zu diesem Werk — »dass eine
allgemein anerkannte Metaphysik durch eine Lage der Wissenschaft
bedingt war, die wir hinter uns gelassen haben und sonach die Zeit der
metaphysischen Begründung der Geisteswissenschaften ganz vorüber
ist ». An Stelle einer solchen Begründung wollte Dilthey eine allgemeine
»Strukturlehre » der Geisteswissenschaften setzen, die sich auf eine
»Kritik der historischen Vernunft» gründen sollte. Ich behaupte kei-
neswegs, dass dieser grosse Plan gelungen ist, dass Dilthey die Aufgabe,
die er sich stellte, vollständig gelöst hat. Einer der Gründe dafür, dass
sein Werk Fragment geblieben ist, liegt darin, dass er, so klar er seine
Göteb. Högsk. Årsskr. XLV: 1 8

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