- Project Runeberg -  Scandia / Band XII. 1939 /
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(1928-1931)
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Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - Arthur Rosenberg, Das Geschichtsbild des Bolschewismus - IV. Lenin und der Staat - V. Bucharins historischer Materialismus

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Das Geschichtsbild des Bolschewismus.

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lokalen Verbänden, die nur ein loses föderatives Band
zusammenhalten sollte. Als die Bolschewiki zur Macht kamen, richteten sie
jedoch so schnell wie möglich, selbst wieder einen neuen
Zentralismus auf: eine grosse zentrale Armee, einen zentralen
Polizei-und Verwaltungsapparat, zentrale Wirtschaftskörperschaften und
vor Allem die zentralisierte Partei selbst, die allmächtig in jede
Einzelheit des russischen öffentlichen und privaten Lebens
eindringt. Hier entfaltete sich der erste Widerspruch zwischen dem
marxistischen Revolutionsprogramm Lenins und der russischen
Wirklichkeit. Mit Naturnotwendigkeit musste das Geschichtsbild
des siegreichen Bolschewismus sich auch dem wiederhergestellten
staatlichen und besonders militärischen Zentralismus irgendwie
anpassen.

V. Bueharins historischer Materialismus.

Die neue Wendung kündigt sich bereits in dem
hervorragendsten Buch über die Theorie der Geschichte an, das überhaupt in
Sow jetrussland geschrieben worden ist. Es ist Bueharins »Theorie
des historischen Materialismus», entstanden 1921 1. Bucharin hat
hier ein glänzendes Buch geschrieben, das die Tatkraft und den
weiten Blick des aktiven Revolutionärs mit der Sachkenntnis und
Erfahrung des Forschers vereinigt. Der Historiker von Fach wird
gewiss viele Einzelheiten anders auffassen, als Bucharin es tut.
Dennoch gehört Bueharins Buch zu den wichtigsten Arbeiten über
geschichtliche Theorie, die existieren.

In seiner Vorrede versichert Bucharin, dass er in seinem
Buche stets die Traditionen der am meisten »orthodoxen,
materialistischen und revolutionären Auffassungen» von Marx
fortsetze. Er bemüht sich zunächst, den Platz der Geschichte
innerhalb der Gesellschaftswissenschaften festzustellen. Dabei hebt er
den Klassencharakter der Gesellschaftswissenschaft hervor, und er
unterscheidet die proletarische Wissenschaft von der bürgerlichen.
Die Bourgeoisie ist an der Beibehaltung des Kapitalismus
interessiert und glaubt daher an seine Dauer und Ewigkeit. Deshalb ist
sie nicht im Stande, solche Erscheinungen und solche Züge in der
Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaft wahrzunehmen und
zu beobachten, die auf ihre Vergänglichkeit und ihren
unvermeidlichen Untergang hinweisen. Aus diesem Grunde steht nach
Bucharin die proletarische Gesellschaftswissenschaft höher als die
bürgerliche. Sie ist ihr deshalb überlegen, weil sie die
Erscheinungen des öffentlichen Lebens tiefer und breiter erforscht, weil

1 Bucharin, Theorie des historischen Materialismus, Hamburg 1922,
S. 3, 5, 7, 81 ff., 267, 298 ff., 305, 358 ff., vgl. auch S. 91.

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