- Project Runeberg -  Schweden : historisch-statistisches Handbuch / Erster Teil : Land und Volk /
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(1913) [MARC] Author: Joseph Guinchard
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - II. Das schwedische Volk - 3. Volkscharakter und soziale Verhältnisse. Von [G. Sundbärg] J. Asproth - Stände und Klassen. Von P. Fahlbeck

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wurde 1248 durch die Kirchenversammlung zu Skänninge abgeschlossen, und ihre
Beamten und Diener bildeten danach eine reich privilegierte Klasse. Ungefähr
vierzig Jahre später wurde eine rechtlich anerkannte weltliche Aristokratie
geschaffen, indem ein jeder, der sich verpflichtete, auf eigene Kosten fürs Reich
Waffendienst zu Pferde zu tun, frei von allen Ordinarsteuern erklärt
wurde. Dieser Adel stand somit eigentlich jedermann offen und bildete eher
einen sich auf Vermögen gründenden Dienstadel als einen Geburtsadel. Die
eigentümlichen Zeitumstände bewirkten aber, dass Geburt, Reichtum und Staatsdienst
gemeinhin zusammenfielen, und im grossen betrachtet konnte der Erbadel
bereits jetzt als begründet gelten. Ungefähr gleichzeitig begannen die Städte sich
als besondere Gemeinwesen mit eigener Rechtsverfassung abzusondern, und ihre
vollberechtigten Einwohner, die Bürger, bildeten nun einen Stand für sich. Die
Hauptmasse der übrigen Bevölkerung, die begüterten Bauern, wurden jetzt der
vierte Stand.

In dem unruhigen und oft gesetzlosen vierzehnten Jahrhundert masste sich
der Adel so ziemlich alle Macht im Staate an und suchte auch in
Schweden die feudalistischen Grundsätze jener Zeit zur Geltung zu bringen. Die
drohende Gefahr wurde jedoch durch den Aufstand der schwedischen Bauern
unter Engelbrecht (1434) gegen König Erik XIII. abgewendet, und die starke
Volksbewegung, die dann während der langwierigen Unionskriege gegen Dänemark
folgte, verlieh dem Bauernstande in Schweden eine Bedeutung, zu der die
Geschichte jener Zeit kein Seitenstück aufzuweisen hat, selbst nicht in der
Schweiz, deren Bauern zwar ihre Freiheit verteidigten, auf die Angelegenheiten
des Reiches jedoch keinerlei Einfluss ausübten. In Schweden dagegen nahmen
die Bauern im Verein mit dem national gesinnten Teile des Adels tätigen
Anteil an dem Kampfe für die Selbständigkeit des Landes wie auch an den
inneren Streitigkeiten. Freilich wurde der Eigenwille, der in diesen unruhigen
Zeiten bei dem Landvolk entstanden war, von Gustav Vasa gebrochen; die
rechtliche und gesellschaftliche Stellung der Bauern war aber für ewige Zeiten
gesichert. Als daher gerade zu dieser Zeit der schwedische Reichstag anfing,
feste Gestalt anzunehmen, war die Beteiligung der Bauern an demselben eine
selbstverständliche Sache.

Die von demselben Könige durchgeführte Kirchenreformation und Einziehung
der Kirchengüter stürzte die kirchliche Aristokratie. Wohl erhielt auch die neue
protestantische Geistlichkeit verschiedene Sonderrechte und bildete einen der
vier Stände des Reichstages, doch war ihre Macht und ihr Reichtum nicht
von der Art wie früher, und während der folgenden Jahrhunderte stand im
Kampfe gegen den Adel die Geistlichkeit immer auf Seiten der unteren
Klassen.

Der Adel, der während der inneren Kämpfe und zuletzt durch das
Stockholmer Blutbad 1520 bedeutend geschwächt war und, solange der kraftvolle Gustav
Vasa lebte, niedergehalten wurde, gewann während der folgenden
Thronstreitigkeiten im Hause Vasa immer grösseren Einfluss. Es wurde die Grafen- und
Freiherrnwürde eingeführt, und neue Vorrechte wurden verliehen (1561, 1569
und 1612), wodurch unter anderem der Adel unabhängig gemacht wurde von
der Verpflichtung, Reiterdienst zu tun. Der Adel wurde nun eine königliche
Gnadenbezeigung und die Adligen ein geschlossener Erbstand mit grossen
tatsächlichen und rechtlichen Vorteilen. Gleichzeitig aber wurde der Adel berufen,
tätigen Anteil zu nehmen an der Regierung des Reiches und an den grossen
Aufgaben, die Schwedens Eingreifen in die europäische Politik mit sich brachte.
Das war die Glanzzeit des schwedischen Adels, wie es auch die des Reiches
war. Wir nennen hier nur Axel Oxenstiernas weltberühmten Namen, den in
so vielen Beziehungen weitblickenden Staatsmann Johan Gyllenstierna sowie
Finnlands grossen Erneuerer Per Brahe. Überhaupt gehörte beinahe alles,

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