- Project Runeberg -  Schweden : historisch-statistisches Handbuch / Erster Teil : Land und Volk /
542

(1913) [MARC] Author: Joseph Guinchard
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - IV. Unterrichtswesen und geistige Kultur. Einl. von P. E. Lindström - 9. Die schöne Literatur. Von R. Steffen

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IV. DAS UNTERRICIITSWESEN UND DIE GEISTIGE KULTUR.

Inschriften auf Runensteinen, die sich in grosser Zahl in Schweden finden: man
zählt ihrer ungefähr 2 000, davon die Hälfte in Uppland. Die ältesten stammen
aus dem 6. Jahrhundert, die meisten gehören jedoch der Ubergangsperiode
zwischen Heidentum und Christentum an. Einige Inschriften sind in Stabreimen
abgefasst und enthalten Bruchstücke grösserer Gesänge, die verloren gegangen
sind; so vor allem die Inschrift auf dem »Rökstein» in Östergötland, die längste
unter den bekannten, aus 750 Runen bestehend.

Einen anderen Schwedens Vorzeit kennzeichnenden Literaturzweig bilden die
Landschaftsgesetze, in denen sich eine ursprüngliche und selbständige
Rechtsanschauung offenbart. Diese Gesetze waren, um besser behalten zu werden,
von jeher in kurzen, versartigen Sätzen abgefasst, die zuweilen in wirkliche
Verse übergingen. Was sich von diesen Gesetzen erhalten hat, ist jedoch mit
Ausnahme unwesentlicher Teile reine Prosa. Das älteste geschriebene Gesetz ist
das Västgötagesetz, aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts.

Mit der Einführung des Christentums und der Einverleibung Schwedens in
die katholische Kirche verschwand diese heidnische Literatur. Das Lateinische
wurde Gelehrtensprache, und die religiöse Literatur wurde vorherrschend.
Es-ist das Zeitalter der Mystik und Scholastik. Als Vertreterin der Mystik steht
die heilige Birgitta (1303—73) da, die bedeutendste schwedische Schriftstellerin
des Mittelalters. Ihre »Offenbarungen», zuerst auf schwedisch geschrieben, dann
von ihren Beichtvätern ins Lateinische übersetzt, zeichnen sich durch glühende
Phantasie und Bilderreichtum aus.

Um dieselbe Zeit wurden die Schweden mit dem Ritterwesen bekannt, das
ihnen Geschmack an der Romantik des Mittelalters einflösste. Diese Richtung
ist durch einige Bearbeitungen und Ubersetzungen ausländischer Ritterromane
vertreten.

Die nationalste Poesie des Mittelalters stellen indes die Gedichte dar, die den
Namen Folkvisor führen. Diese Lieder, die in der Mehrzahl dem ganzen
Norden gemeinsam sind, leben bis auf unsere Tage auf den Lippen des Volkes.
Inhaltlich sind die Folkvisor sehr abwechslungsreich; ein Teil handelt von den
Recken der alten Heldensagen und ihren Taten, von Naturgottheiten und ihrem
Verhältnis zu den Menschen, in anderen wieder, und diese bilden die Mehrzahl,
werden das Rittertum und die Liebe besungen. Welcher Art aber die Stoffe
auch seien, die Darstellung in den Visor ist episch, bisweilen mit dramatischen
Zügen, und Gespräche wie Ereignisse werden lebhaft und anschaulich
wiedergegeben.

Der Humanismus hat in Schwedens Literatur des 15. und 16. Jahrhunderts nur
sehr schwache Spuren hinterlassen; erst durch die Reformation erwacht die
Literatur zu neuem Leben. Hauptträger der Ideen der Reformationszeit war Olaus
Petri (1493—1552), ein ungewöhnlich edler, selbständiger und mutiger Mann,
ein persönlicher Schüler Luthers. Alles, was er geschrieben hat, zeugt von
einer kräftigen Genialität, und sein Stil trägt gleichzeitig den Stempel der
Einfachheit, Gelehrsamkeit und eines ungewöhnlichen Scharfsinns an sich. Wenige
Schriftsteller haben die schwedische Sprache so behandelt wie er, und selten ist
diese so kräftig und klar erklungen wie in seinen Werken. Doch die Freiheit
der Forschung, welche den Beginn der Reformation kennzeichnete, wurde nach
seinem Tode erstickt, und die religiöse Literatur wurde orthodox und dogmatisch.
Am Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts steht die Theologie im
Vordergrunde des Interesses, und die anderen Wissenschaften mit Ausnahme der
Geschichte werden vernachlässigt. Die schöne Literatur ist während dieser
Periode von geringem Wert.

Zur Zeit des 30jährigen Krieges geht eine grosse Veränderung vor sich.
Schweden kommt in Berührung mit der weltlichen Kultur Deutschlands,
Frankreichs und Hollands und mit den Strömungen der Renaissancezeit. Die Dicht-

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