- Project Runeberg -  Schweden : historisch-statistisches Handbuch / Zweiter Teil : Gewerbe /
590

(1913) [MARC] Author: Joseph Guinchard
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - VIII. Handel. [Von A. Berencreutz.] - Handelspolitik. Von S. Brisman

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VIII. HANDEL.

Zu Ende der 1870er Jahre trat jedoch auf dem europäischen Kontinent ein
jäher Umschlag in dieser Hinsicht ein. Schlechte Zeiten und fallende Preise,
vor allem für Getreide, riefen rasch eine mächtige Bewegung zugunsten eines
starken, alle Erwerbszweige umfassenden Zollschutzes hervor. Der moderne
Protektionismus erwachte damals als praktisch politische Bewegung zum Leben,
und bereits Anfangs der 1880er Jahre wurden Lebensmittelzölle und gesteigerter
Schutz in mehreren Ländern eingeführt; der endgiltige Übergang zu dem
gegenwärtigen System geschah zu Anfang der 1890er Jahre, wo eine Menge
Handelsverträge abliefen.

In Schweden wurden Massnahmen erst zu dem letzt angegebenen Zeitpunkt,
getroffen. Die 1880er Jahre waren durch einen heftigen Streit zwischen Freihändlern
und Schutzzöllnern ausgefüllt, wobei gleichwie in den meisten anderen Ländern
die letztere Richtung siegte. Im Jahre 1888 wurde die Einführung von Zöllen
auf Lebensmittel beschlossen, und auch für die Industrie sollte der Schutz erhöht
werden, sobald man durch das Ablaufen der Handelsverträge volle
Handlungsfreiheit erlangt hätte, was im Jahre 1892 geschah. Damit war der Grund zu
Schwedens gegenwärtigen Schutzsystem gelegt ; während einer langen Zeit
geschahen danach nur kleinere Änderungen, die meisten in der Form einer weiteren
Erhöhung des Zollschutzes; am wichtigsten war die Erhöhung der Getreidezölle
auf den gegenwärtigen Betrag im Jahre 1895.

Das wichtigste Ereignis der jüngsten Zeit in Schwedens Handelspolitik war der
Handelsvertrag mit Deidschland und die dadurch veranlasste Umarbeitung des
Zolltarifs.

Als die alten Handelsverträge im Jahre 1892 aufhörten, gab Schweden
gleichwie mehrere andere kleinere Staaten vollständig das System der
Tarifverträge auf. Die späteren Verträge enthielten somit keine gegenseitigen
Zugeständnisse betreffs der Höhe der Zollsätze, sondern nur die gewöhnliche
»Meistbegünstigungsklausel», d. h. die Bestimmung, dass jede Partei ohne weiteres in
den Genuss der Vorteile kommen sollte, die etwa einer anderen Macht bewilligt
würden. Die Stellung Schwedens war unter solchen Umständen sehr günstig.
Es besass volle Freiheit, seine eigenen Zölle zu erhöhen, und brauchte keine
Zugeständnisse zu gewähren, kam aber automatisch in den Genuss aller der
Zollherabsetzungen, die die verschiedenen Staaten in ihren Verträgen einander
bewilligten, ohne einen Gegendienst leisten zu brauchen.

Das Land, für das die Nachteile dieses Verhältnisses sich am fühlbarsten
machten, war aus leicht ersichtlichen Gründen Deutschland. Dieses Land
be-schloss auch, Schweden nebst einigen kleineren Staaten in ähnlicher Stellung
zum Abschluss eines wirklichen Tarifvertrages zu zwingen. In den neuen
Zolltarif, der Ende 1902 veröffentlicht wurde, wurden daher einige Zölle eingeführt,
die speziell gegen Schweden gerichtet waren, nämlich auf Pflastersteine und
Preisseibeeren, und ferner wurden die Zölle auf gröbere Tischlereiwaren,
Separatoren usw. stark erhöht.

Diese Zollsätze trafen die verwundbarsten Punkte der Ausfuhr nach
Deutschland, und das beabsichtigte Ziel wurde erreicht: Schweden wandte sich an
Deutschland mit dem Ersuchen, in Verhandlungen einzutreten. Es zeigte sich
indessen dabei, dass Schwedens Zolltarif allzu veraltet war und einer vollständigen
Umarbeitung bedurfte, ehe ein endgültiges Resultat erlangt werden konnte. Man
begnügte sich daher, im Jahre 1906 einen präliminären Vertrag abzuschliessen,
der mit einer von Deutschland genehmigten Verlängerung bis zum 1. Dez. 1911
galt, wo die für die Ausfuhr Schwedens gefährlichsten Zölle beseitigt oder
er-mässigt wurden.

Auf diese Weise erhielten wir Zeit, durch eine Kommission Vorschläge zu
einem neuen Tarif ausarbeiten zu lassen, der mit geringen Änderungen vom
Reichstage 1910 angenommen wurde. Der kennzeichnendste Zug dieses Tarifa

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