- Project Runeberg -  Abenteuer in Tibet /
121

(1904) [MARC] Author: Sven Hedin - Tema: Exploration
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 10. Dem Untergange nahe!

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Dem Untergange nahe! 121
der Vorbote des Todesjchlafes ift. Ich bedurfte meiner ganzen Energie,
um die über mir jchwebende Schlafluft zu befümpfen. Sch fchwanfte
einem Sterbenden gleich zwijchen Baumftümpfen und Stämmen hin,
ich kroch langsam durch Gebüsch und Didichte, verlegte meine perga-
menttrodenen Hände und Arme und zerriß mir meinen dinnen weißen
Anzug an Dornen und Schlingpflanzen.
Endlich hatte ich mich durch den Waldgürtel hindurchgearbeitet
und befand mich am Rande einer Fläche, die einer weiten, völlig
gleichmäßigen Ebene glih. Es war das Flußbett des Chotan-darja,
aber es war jo troden wie Zunder und harıte des Schmelzwaffers,
das erjt nad) einigen Wochen aus dem Gebirge herab in das Tiefland
fommen würde. War es mir wirflich beftimmt, mitten im Flußbette
vor Durjt umzufommen? Ich beichloß, es zu durchqueren, und wenn
ich Fein Wasser fände, an feinem Dftufer für immer einzufchlafen.
Der Mond glänzte bleichim Südosten; dorthin lenkte ich meine
Schritte, fest auf den Stab gestützt umd alle Augenblicke ftehen
bleibend, um auszuruhen. Die Gegend war grabesitill, fein Lüft-
chen regte jich. Im Often verschwand die Landichaft in kaltem Nebel.
Nach einer Wanderung von 2%, Kilometer, die mir wie mehrere
Meilen erjchienen waren, zeichnete fich die dunkle Waldlinie des anderen
Ufers ab. Ic hatte nicht mehr weit bis dorthin, als eine Wildente
aufflog; ich hörte ein plätfcherndes Geräufch und — ftand im nächsten
Augenblide am Rande eines faum 20 Meter langen Tümpels mit
frischem, Harem, herrlichem Wasser!
Es ist für den Leser ebenjo jchwer, die mich bejtürmenden Ge—
fühle zu fassen, wie jür mich, fie zu bejchreiben. In dieser dunfeln,
schwach glänzenden Wafjerfläche jpiegelte fich mein ganzes fommendes
Leben, meine ganze Zukunft wieder; ohne dieses Wasser wäre ich ver-
(oren gewejen, denn, wie ic) jpäter erfuhr, war e& weit nad) den
anderen Tümpeln, jowohl nad) Süden, wie nach Norden hin. “Eine
unfichtbare Hand hatte mich gerade nach diejem gejegneten Wafjer
geführt, an dessen Nande ich mit gefalteten Händen ftehen blieb, um
Gott zu danken, dem ich mich in diefem Augenblide fo nahe fühlte.

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