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104 ADOLF SCHMIDT
in viereckiger Umrahmung auftritt, steht in Beziehung zu dieser Stadt. Den
Stempel hat vermutlich ein Mitglied der dortigen Antoniusbrüderschaft, die
nach Hanna Link, »Die geistlichen Brüderschaften des deutschen
Mittelalters, insbesondere die Lübeckische Antoniusbrüderhaft»,1 S. 249 sich im
Grossen und Ganzen aus den angesehenen Kaufmannskreisen zusammensetzte,
und der auch viele Ratsherren angehörten, sich zuerst für seine
Bucheinbände schneiden lassen, später wurde er überall angebracht. Es ist
bemerkenswert, dass auch der erste Besitzer der Darmstädter Bände, Alf
Greverade, Gönner der Antoniusbrüderschaft war, und dass sein gleichnamiger
Oheim, der Ratsherr Alf Greverade, ihr sogar als Mitglied angehört hat.
Die Bücher der Brüderschaft im Besitze des Staatsarchivs tragen übrigens
den Antoniusstempel nicht. Das beweist aber nichts gegen meine Vermutung.
Auffallend ist in den vier Ecken der inneren Seite und des Mittelstücks ein
viereckiger Stempel (11X11 mm) mit dem schräggestellten sächsischen
Rautenkranzwappen. Sollte der Buchbinder aus Sachsen nach Lübeck
eingewandert sein? Bekannt ist ja, dass im Jahre 1483 der Lübecker
Buchbinder Heinrich Coster sich mit seinem Handwerksgenossen Meister Johann
über den Buchführer Johann Ebbeier beschwert hat, der zwei fremde
Gesellen hereingebracht habe, um seine und anderer Bücher einzubinden.2
Noch ein anderer Umstand könnte das sächsische Wappen auf einem
lübeckischen Einband erklären. Lukas Brandis, Lübecks erster Buchdrucker, war
aus Delitzsch bei Leipzig gebürtig. Vielleicht hat er den Stempel mit dem
Wappen seines Heimatlandes schneiden lassen, um damit die Einbände seiner
Druckwerke zu schmücken. Auch diese Frage wird sich nur durch eine
zusammenhängende Untersuchung des Bucheinbands in Lübeck lösen lassen.
Wesentlich einfacher als der reiche und geschmackvolle Schmuck des
Vorderdeckels ist die Verzierung des Hinterdeckels gehalten. Sie besteht
aus einem einleistigen Rahmen mit einer Reihe der über- und nebeneinander
gesetzten Ansgarstempel ohne den Schwanenstempel. Das Mittelfeld ist
durch dreifache Linien in Rauten geteilt, in deren Mitte der
Antoniusstempel sitzt.
Die grossen durchbrochenen Eck- und Mittelbeschläge wie die beiden
Lederschliessen fehlen leider heute. Mit ihnen müssen die stattlichen Bände
einen grossartigen und sehr wirkungsvollen Eindruck gemacht haben.
Welcher Lübecker Buchbinder hat sie nun hergestellt? Collijn gibt in seinem
1 Zeitschr. d. Ver. f. Lübeck. Gesch. u. Altertumsk., Bd. 10 (1920), S. 181-269.
2 Vgl. Paul Schwenke, Untersuchungen zur Geschichte des ersten Buchdrucks
(Berlin 1900), S. 64-65.
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