Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - O. Walde: Die Herzogl. Bibliothek in Gotha und die literarische Kriegsbeute aus Würzburg
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16 O. WALDE
sität Uppsala und vielleicht auch für die neugegründeten Gymnasien,
verwendbare Literatur. So erklärt es sich, dass die zu Gustav Adolfs Zeit nach
Schweden gebrachte Kriegsbeute im allgemeinen ganz überwiegend aus
gedruckten Büchern besteht, während Handschriften fast fehlen. Eigentlich
nur eine einzige Bibliothek bildet in dieser Beziehung eine Ausnahme,
nämlich die Frauenburger Domkapitelbibliothek, aus der zahlreiche wertvolle
Handschriften nach Uppsala gekommen sind.1 Aus Wurzburg und Mainz,
wo reichste Gelegenheit zur Erlangung kostbarer mittelalterlicher Codices
gegeben war, befindet sich nicht eine einzige Handschrift älteren Datums
unter den nach Uppsala gekommenen Bibliotheken. Die wenigen Handschriften
aus Wurzburg und Mainz, die diese Bibliothek besitzt, sind ganz moderne
Sachen von geringem Wert, die zufällig in die gedruckten Bücher
eingereiht worden sind. Ein Versuch, besonders die Handschriftensammlungen
zu Gunsten des schwedischen Staates zu brandschatzen, ist während der
Feldzüge in Süddeutschland zu Gustav Adolfs Zeit offenbar nicht gemacht
worden, vielmehr wurden diese anderen Teilnehmern an den systematisch
betriebenen Bibliotheksplünderungen überlassen, was Mainz und Wurzburg
anlangt, wahrscheinlich in erster Linie den sächsischen Herzögen.2 Im
Gefolge des schwedischen Königs beim Einzug in Wurzburg befand sich Herzog
Bernhard von Weimar, und als Leiter der provisorischen Regierung in
Wurzburg und Franken fungierte in den nächsten Jahren dessen Bruder Herzog
Ernst. Nach den Quellen wurde die Würzburger Beute zwischen Gustav
Adolf und den sächsischen Fürsten geteilt3, wobei wohl vor allem Herzog
Ernst bedacht worden sein dürfte, der wirksamen Anteil an der Erstürmung
der Festung Marienberg im Oktober 1631 genommen hatte.4 Nach dem
1639 erfolgten Tode Herzog Bernhards ging sein Nachlass an seinen Bruder
über, der seine Residenz 1640 nach Götha verlegte und in dem daselbst
1 Die Mehrzahl dieser Handschriften befindet sich noch in Uppsala, während andere,
namentlich die, welche zu den wertvollen klassischen Codices gehörten, welche die Königin
Christine 1648 aus dieser Bibliothek nehmen Hess, jetzt teils in der Stockholmer Kgl.
Bibliothek, teils in der Vaticana und in Isaac Vossii Sammlung in Leiden zu suchen sind.
2 Allerdings wurden für die Königin Christine eine Anzahl Handschriften aus der
Würzburger und Mainzer Beute herausgenommen, ehe die Sammlungen nach Uppsala
gesandt wurden. Doch dürfte ihre Zahl gering gewesen sein, da relativ so wenige bekannt
sind, aus Wurzburg meines Wissens nur eine, Der Bischöfe zu Wurzburg Beschreibung,
von dem ersten St. Kilian an. (Vgl. Walde, a. a. O., 1, S. 128.)
3 Reuss, Kurzer Abriss einer Geschichte der Bucher- und insbesondere
Handschriften-Sammlungen im vormaligen Hochstifte Wurzburg; in Serapeum, 6, S. 170; Ruland in
Handbuch deutscher Bibliotheken (Halle 1853), S. 408.
4 Beck, Ernst der Fromme, 1, S. 71.
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