Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - O. Walde: Bücher- und bibliotheksgeschichtliche Forschungen in ausländischen Bibliotheken
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136 O. WALDE
mit diesem Gelehrtenkreis zu beschäftigen, und es war deshalb eine angenehme
Überraschung für mich, gerade in Weimar, der Stadt der gelehrten und feinen
Bildung, Reste ihrer Bibliotheken vorzufinden. Dass diese Bücher hierher
gekommen sind, erklärt sich daraus, dass eine bedeutende schlesische Bücherei,
die Balthasar Friedrich von Logau, einem Sohn des Epigrammdichters
Freiherrn Friedrich von Logau, gehörte, 1703 der grossherzoglichen Bibliothek
in Weimar einverleibt wurde, und gerade unter diesen Büchern finden sich
die auch vom bibliophilen Standpunkt aus hochstehenden Bände aus den
Büchereien von Crato von Crafftheim und Rhediger. Auch aus vielen anderen
schlesischen Privatbibliotheken als den hier genannten finden sich Reste in
Logaus Bibliothek, doch habe ich diese nicht aufgezeichnet, da sie für meine
Forschungen weniger in Betracht kommen. Die Mitglieder der Familie
Rhediger, die ich als Bücherbesitzer in Weimar notiert habe, sind Jacob und
Christoph, vor allem der erstere, dessen in elegante, halbweiche Pergamentbände
gebundene, mit prachtvollen Supralibros in klarstem Gold gezierte Bücher das
Auge jedes Bibliophilen erfreuen.1 Von solchen schönen Supralibros finden
sich mindestens drei Grossen, die für verschiedene Formate bestimmt sind.
Auch der kaiserliche Leibarzt Johann Crato von Crafftheim hat seine Bücher
mit einem schönen Supralibros schmücken lassen, das ich auch in Hamburg
und Göttingen gesehen habe.2 In Weimar vermerkte ich deren ziemlich viele.
Zu dem Breslauer Humanistenkreis gehörte, wie erwähnt, auch Andreas Dudith,
früherer Bischof von Fünfkirchen, der seine letzten Lebensjahre als
Privatmann in Breslau verbrachte und dort 1589 starb. Seine überaus gute und
reichhaltige Bibliothek scheint später von Kardinal Franz von Dietrichstein
beschlagnahmt worden zu sein, wahrscheinlich in Zusammenhang mit der
katholischen Reaktion nach der Schlacht am Weissen Berge. Mit der
Eroberung von Nikolsburg durch die Schweden 1645 und der Plünderung der
dortigen Dietrichsteinschen Bibliothek kamen Dudiths Bücher nach Schweden
und finden sich jetzt in fast allen grösseren Bibliotheken unseres Landes
verstreut, ausserdem auch, wie ich in dieser Untersuchung zeigen konnte,
in der Mehrzahl der ausländischen Bibliotheken, auf die sich meine
Forschungen erstreckt haben. Aber Bücher aus Dudiths Bibliothek sind auch
an andere Orte gelangt, bevor sie in den Besitz des mächtigen Kardinals
kamen. Wahrscheinlich hat Dudith selbst bei Lebzeiten Bücher aus seiner
Bibliothek verkauft oder umgetauscht, und nach seinem Tode lag die wert-
1 Nach ZEDLER, Grosses vollst Universal-Lexicon 31 (1742), Sp. 1096, wurde Jacob Rhedigers »kostbare
Bibliothec nachgehends an die Jessenskische Familie» verkauft.
2 Über ihn siehe J. F. A. Gillet, Crato von Crafftheim und seine Freunde, Th. 1—2 (Frankf. 1860—61).
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