- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 3. Die Moralphilosophie

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AXEE HÄGERSTRÖM 63
schajt, während er auf der anderen Seite der Möglichkeit irgendwelcher
objektiven Werturteile gilt. Beide Thesen werden von ihm selbst nicht
gesondert: er ist offenbar der Ansicht, dass mit der negativen Beant-
wortung der ersten Frage auch das Schicksal der zweiten entschieden
ist. Aber trifft diese Voraussetzung in aller Strenge zu? Kant hat,
obwohl es ihm auf theoretischem wie auf praktischem Gebiet um die
philosophische Überwindung der Skepsis zu tun war, nichtsdestoweniger
erklärt, dass man die Skeptiker als »Wohltäter der menschlichen Ver-
nunft» ansehen müsse, weil sie dazu berufen seien, die Vernunft immer
wieder aus dem »dogmatischen Schlummer» zu erwecken, in welchen
sie ohne ihre Arbeit verfiele. »Alles skeptische Polemisieren» ■— so
erklärt er — »ist eigentlich nur wider den Dogmatiker gekehrt, der
ohne ein Misstrauen auf seine ursprünglichen objektiven Prinzipien zu
setzen, d. i. ohne Kritik gravitätisch seinen Gang fortsetzt, bloss um
ihm das Konzept zu verrücken und ihn zur Selbsterkenntnis zu brin-
gen. »J) Dass Hägerström diese Aufgabe mit grosser Schärfe durchge-
führt, und dass er so manchen dogmatischen Systemen der Ethik und
der Wertlehre gründlich »das Konzept verrückt» hat, ist meines Erach-
tens unbestreitbar. Ja ich gehe in meinen Zugeständnissen noch weiter.
Ich verhehle mir nicht, dass keine andere philosophische Disziplin so weit
von dem Ideal einer wirklichen wissenschaftlichen Begründung entfernt
ist, als die Ethik, und dass der »Aberglaube» nicht nur in der alltäg-
lichen Moral, sondern auch in der philosophischen Moral noch keines-
wegs ausgerottet ist. Künftige Jahrhunderte werden vielleicht, wenn
sie auf manche Morallehren zurückblicken, die uns heute noch vielfach
als »der Weisheit letzter Schluss» verkündet werden, das Urteil fällen,
dass sie sich zur echten ethischen Erkenntnis etwa so verhalten, wie
sich die Alchemie zur Chemie oder die Astrologie zur wissenschaftlichen
Astronomie verhält. Das siebzehnte und achtzehnte Jahrhundert
glaubte die Herrschaft der Vernunft, im Theoretischen wie im Prak-
tischen, gekommen und gesichert. Man zweifelte nicht an dem Wissen-
schaftscharakter der Ethik, — und man liebte es, die Ethik mit der
Mathematik zusammenzustellen. Nicht nur ein Rationalist wie Leibniz,
sondern auch ein Empirist wie Locke geht diesen Weg. Auch Locke
geht davon aus, dass es in der Moral Beweise gebe, die den logischen und
mathematischen Beweisen an Strenge und an unmittelbarer Evidenz
nicht nachstehen. Diese Auffassung wurde unhaltbar, nachdem Kant
b Kant, Kr. d. r. Vern., 2. Aufl., S. 791; S. W. (Cassirer) III, 515.

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