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Kanada Ruft Osterreich
Das Wort frontier — auf Deutsch
Grenze — hat einen magischen Klang
in den Ohren des kanadischen Volkes.
Es bedeutet keineswegs nur jene Linie,
die einen Staat vom anderen trennt,
sondern die Linie fortschreitender
Zivilisation, die sich stetig in die
unbesiedelte Wildnis des kanadischen
Halbkontinentes vorschiebt. Als der
grosse Einwanderungsstrom sich zu
Beginn dieses Jahrhunderts über Ka-
nada ergoss, waren es Tausende und
Abertausende von jungen Männern,
besonders aus den Landern Nord- und
Osteuropas, die in den wilden und
einsamen Wäldern als Holzfäller Be-
schaftigung fanden. Die meisten konn-
ten kein Wort der Landessprache,
viele waren nicht einmal des Schrei-
bens in ihrer eigenen Muttersprache
kundig. Damals entstand die Idee
einer Fortbildungsschule fiir die Ar-
beiter des Grenzlandes. Es ist dieses
frontier college, das nunmehr auf einen
50 jährigen Bestand zurückblicken
kann. In dieser Zeit wurden 70.000
fremde Arbeiter im Englischen unter-
richtet, einer viertel Million wurden
die Grundbegriffe allgemeiner Bildung
beigebracht, und vier Millionen Bü-
cher wurden an die Schulen verteilt.
Es war im Jahre 1903, als ein junger
Universitätslehrer nach dem nôrdli-
chen Ontario zog und fast allein und
mit eigenen Handen fiinfundzwanzig
rohgezimmerte Schulhäuser baute,
Banke zusammentischlerte, auf ent-
legenen Eisenbahnstationen alte
Viehwagen reinigte und in Klassen-
zimmer umgestaltete, die Vorläufer
der heutigen ‘‘rollenden Schulen” des
Nordlandes. Er zog bald hunderte von
Universitatstudenten nach sich, die als
Lehrer dienten. Das Lehrergehalt war
klein genug. Aber das war nicht der
einzige Grund, warum sich die jungen
Leute neben ihrer Lehrerarbeit noch
als Holzfaller verdingten. Sie kamen
nämlich bald darauf, dass Buchwissen
allein den ungehobelten Gesellen in
Banke und
Frühstück im Holzfallerlager.
Tische sind roh gezimmert, aber die Verpflegung
ist reichhalting und im Hintergrund kann man
die elektrische Waschmaschine sehen, die auch
in der Wildnis nicht fehlen darf.
den Arbeitslagern gar nicht impo-
nierte. Sie mussten sich damit Achtung
verschaffen, dass sie Baumriesen
genau so gut facchgemäss umlegen
konnten wie ihre freiwilligen Schüler.
2500 Studenten kanadischer Universi-
täten sind im Laufe der Jahre als
“Arbeiter-Lehrer’’ in den Lagern des
Nordlandes tätig gewesen, und unter
ihnen befinden sich viele, die heute
den Stolz Kanadas als Wissenschaft-
ler, Schriftsteller und Staatsmanner
bilden. Sie alle stimmen darin tiber-
ein, dass die Monate und Jahre, die
sie als Lehrer in den Lagerschulen
des Grenzlandes verbracht haben,
ihnen eine Lebenserfahrung gegeben
haben, von der sich der Durchschnitts-
student kaum etwas träumen lässt.
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