Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - Die Verschiebungen der Kontinente. Von Professor A. Wegener
<< prev. page << föreg. sida << >> nästa sida >> next page >>
Below is the raw OCR text
from the above scanned image.
Do you see an error? Proofread the page now!
Här nedan syns maskintolkade texten från faksimilbilden ovan.
Ser du något fel? Korrekturläs sidan nu!
This page has never been proofread. / Denna sida har aldrig korrekturlästs.
Die Verschiebungen der Kontinente 197
geftihrt, dass in Amerika, wo die Ergebnisse der Geophysik
von den Geologen schneller assimiliert wurden als in Europa,
die eigenartige Lehre von der Permanenz der
Kontinentalsehollen nnd der Tiefseebecken entstand, die, wie man ohne
weiteres sieht, das gerade Gegenteil von der Lehre von
versunkenen Landbräcken behauptet. Die Vertreter der letzteren
Lehre lassen sich indessen dadurch nicht beirren. Denn sie
wissen: gibt man die Landbrticken auf, so wird die
Entwickelung des Lebens auf der Erde ein unlösbares Rätsel.
Es gibt aber noch eine zweite Möglichkeit, diese
unentbehrlichen Landverbindungen zu rekonstruieren. Man hat sie nur
bisher noch nicht in Betracht gezogen, weil man sie fur allzu
revolutionär hielt. Und das ist die Annahme, dass die
betreffenden Kontinente fruher unmittelbar zusammengehangen, ja
eine einzige Kontinentalscholle gebildet haben, dass diese Scholle
sich spaltete, und die Teile sich später in horizontaler Kichtung
auseinandergezogen haben. Dies ist die Verschiebungstheorie,
die vor 10 Jahren zum ersten Mal von mir fltichtig skizziert
worden ist und seither allén Einwürfen standgehalten hat, ja
gerade durch dieselben immer folgerichtiger und einwandfreier
herausgearbeitet wurde und sich heute in immer schnellerem
Tempo den Platz einer fuhrenden Grundhypothese in der
Geodäsie, Geophysik, Geologie, Paläontologie, Paläoklimatologie
und Tier- und PflanzeDgeographie erobert. Aus der neuesten
Darstellung dieser Theorie in Buchform1 ist Figur 3 entnommen,
welche die Erdkarte fur 3 verschiedene Zeiten der Erdgeschichte
darstellt, wobei unterschieden ist zwischen Land, Flachsee und
Tiefsee. Die heutigen Ktistenlinien und Flüsse dienen nur zur
Orientierung, und auch das Gradnetz ist willkurlich und besagt
nichts über die damalige Pollage.
So seltsam dieser Gedanke der Kontinentenverschiebung
auch zunächst erscheinen mag, — schon ein fltichtiger Blick
auf die Karte oder den Globus zeigt manche Züge im Antlitz
1 A. Wegener, Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. 3., gänzlich
umgearbeitete Auflage, Braunschweig (Vieweg) 1922. (Band 66 der Sammlung
»Die Wissenschaft»).
<< prev. page << föreg. sida << >> nästa sida >> next page >>