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— 21 —
diese fürstlich offenen und geräumigen Treppen, Gänge
und Vorzimmer; genau wie bei einem wohlerzogenen,
disziplinierten Menschen, ja, wie bei allen Geschöpfen
des Lebens, bei denen auch die äußeren Zellen die am
meisten offenen und zugänglichsten sind, während sie
nach innen dichter werden und sich enger schließen,
je weiter nach innen, desto dichter und enger. So
bauten einst Menschen Häuser, die ihr eigenes Eben-
bild offenbarten. Wahrscheinlich sind die Menschen
jetzt anders, weil ihre Häuser auch anders gebaut
werden.
Der Vizegespan geht mir entgegen, vornehm, reser-
viert, fast starr — und doch offen und selbstverständlich.
Ich antwortete ihm in derselben Haltung, denn auch
ich bin auf allen Wegen und Irrwegen gegangen, die
sich zwischen Stolz und Demut kreuzen. Ich tituliere
meinen Wirt „Herr Kämmerer", denn mit diesem
einen Wort sage ich, daß er mindestens acht adelige
Ahnen von der Schwertseite und vier von der Spindel-
seite hat. Und es stimmt: mein Wirt ist ein Edelmann
in Reinkultur und noch dazu ein Ungar! Er ist schlank
und straff wie eine gute und erprobte Klinge. Das
leicht ergraute Haar ist ohne Lücken, die Züge sind scharf
und doch schwermütig-versonnen, gezeichnet vom eigenen
und der Ahnen Ritter- und Reiterleben. In jüngeren
Jahren war er Husarenoffizier, und er macht mich
darauf aufmerksam, daß er auch jetzt noch die Husaren-
uniform und nicht die Uniform des Vizegespans trägt.
Er spricht gut Deutsch, doch langsam und hie und da
das rechte Wort suchend.
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