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I O 2
R. REITZENSTEIN
Glaubens unerklärt. Aber sind jene unvollständigen Überreste
einer allmählich verknöcherten persischen Orthodoxie wirklich
die einzige Quelle, aus der wir die Religiosität des frühzeitig
in viele Stämme zerfallenen iranischen Volkstums kennen lernen
können? Geben sie auch nur ihre älteste Form? Wir hören
von gewaltigen Kämpfen in ihr, wissen, dass gerade Zarathustra
die Religion seines Volkes mit schöpferischer Kraft umgebildet
hat, wissen, dass die alten Volksgötter später wieder eindringen,
wissen vor allem, dass die persische Religion sich mit der
persischen Herrschaft über ganz Vorderasien verbreitet hat und
nach sichern inschriftlichen Zeugnissen von den verschiedensten
Völkern mit der eigenen verbunden worden ist.1 Gilt es da
nicht, zunächst diejenige Form zu suchen, die dem Judentum
räumlich und inhaltlich am nächsten gekommen ist?
Solche Erwägungen hatten mich vor einer Reihe von Jahren
dazu geführt, zwei jüngere Religionsformen zum Vergleich
heranzuziehen, für die ich durch eine Reihe von Glücksfällen
neues und wunderbar reiches Material benutzen konnte, die
manichäische und die mandäische. Von ihnen muss ich
zunächst berichten.
Von der ersten kannten wir bisher ausser ganz kurzen
arabischen Berichten nur die gehässigen Schilderungen, die ihre
christlichen Bestreiter uns überliefern. Da gelangten vor etwas
1 Nur eine Inschrift erwähne ich als besonders charakteristisch. Sie
stammt aus Kappadokien und dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert und
gilt dem Feste der Vermählung des babjdonischen Götterkönigs Bel mit der
mazdayasnischen, also persischen Religion, das heisst ihrer offiziellen
Übernahme. Sie lautet nach M. Lidzbarski (Ephemeris für semitische Epigraphik
I 67): »Diese mazdayasnische Religion, die Königin, die Schwester und Frau
des Bel sprach so: Ich bin die Frau des König Bel. Hiernach sprach Bel zu
der mazdayasnischen Religion: Du, meine Schwester, bist sehr weise und
schöner bist du als die anderen Göttinnen, und desshalb habe ich dich
gemacht zur Frau des Bel.» Wie ich höre, wird man vielleicht den alten
Lokalgott noch bestimmen können, für den hier der babylonische Bel eingetreten
ist. Er musste, als der persische Einfluss den babylonischen verdrängte, sich
feierlich mit einer Formel des Avesta (Yasna 12,8.9; 13.T- Tiele-Gehrich,
Geschichte der Religion im Altertum II 173) zu der persischen Religion als
Gattin bekennen. Das bestätigt der aus Persien übernommene kappadokische
Kalender (Paulv-Wissowa, Realencyklopädie). Es ist kein Wunder, dass uns
später Kappadokien als Hauptsitz des persischen Mithraskultes erscheint. Aber
grade Mithras ist im Avesta ganz zurückgedrängt. Auf das benachbarte
Kommagene und die berühmte Inschrift des Antiochos IV verweise ich nur.
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