- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjugufjärde årgången, 1924 /
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(1900)
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R. REITZENSTEIN

hat die christliche Dichtung Englands1, der Normandie und
Deutschlands aufs stärkste beeinflusst. Aber für uns sind wichtiger als der
Nachweis literarischer Abhängigkeit, der sich noch viel weiter,
als bisher geschehen, führen liesse, die unabhängige populäre
Theologie oder Äusserungen der allgemeinen Volksanschauung.
Die Frage, in welche Form die Verkündigung der christlichen Lehre
in den germanischen Ländern sich kleidete und wie sie empfunden
wurde, hat für den Theologen kaum weniger Wichtigkeit als für
den Germanisten und hängt mit dem uns gestellten Problem
insofern zusammen, als bildliche Monumente und Volkstradition
christlicher Zeit benutzt worden sind und benutzt werden, um die
Bodenständigkeit, ja Ursprünglichkeit der nordischen
Weltuntergangsvorstellungen zu beweisen, freilich auch seit Sophus Bugge, um sie
zu bestreiten.

Einen kleinen in sich geschlossenen Kreis von Monumenten
benutzt man dazu meist2; aus Gosforth in Cumberland einen jener

übrigen Seelen einarbeitet (vgl. besonders p. 27, 3—9); wir haben ein Recht
in den Formeln den Singular für den Plural einzusetzen. Die Ansprache
beginnt, wie in allen manichäischen Berichten, mit der Begrüssung, dem
Ergreifen der Rechten, das bei den Manichäern als Zeichen der Erlösung rituell
ist, dann mit dem Spruch sysips ö xctfreuoujv und der Versicherung, dass
der Erlöser und der Erlöste zusammengehören und ein untrennbares Ganze
bilden: 3j y«p £v sixo! 7.crfö> iv 301’ sv v.’A «oiatpeTov üzKpyoiuv r.f’izmr.m. Dann
folgt nach rein-christlichen Betrachtungen die immer wiederholte Mahnung:
oiö ifsifis (jetzt sfeipss&s), äjoj^ev ivtsü&ev, ä~!> ftavaioa ei? C<»rjv.... (oiö)
sfyE’.pe, tqmjiEv åvTeàftev, i-’i oSüvrj? c"; E’jsposivYjv, àzö SoaXeta; e:; sÄ.so&Epi<zv
oto syEifiE. 6c-/iup.£v ivTeü&sv. Das entspricht genau den beiden aufeinander
folgenden Hymnen des manichäischen Erlösungsmysteriums (S. 24 meines
Buches), vgl. besonders die immer wiederholte Mahnung »Steige auf und
komme vorwärts, o Seele» (angeredet ist die Weltseele, der Adam der
Man-däer). Für Mani sind ältere heidnische Vorbilder durch das
Zarathustra-Fragment (ebenda S. 3), durch die alchemistische Nachbildung eines
Auferstehungsmysteriums (G. Goldschmidt, Heliodori carmina,
Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten XIX, 2, S. 56) und die arabische Rede des
Hermes an die Seele (vgl. meine Abhandlung Die Göttin Psyche, Sitzungsber.
d. Heidelberger Akad. 1917, Abh. 10, S. 50 ff.) sicher gestellt. Also
benutzt Pseudo-Epiphanios hier als unmittelbare Vorlage christliche, aber
manichäischen oder spätzarathustrischen liturgischen Texten nachgeahmte
Hymnen. Der Hergang ist begreiflich genug: der Orient hatte schon
ausgebildete gottesdienstliche Formen, das Christentum musste sie sich erst
schaffen.

1 Seit Beda hymn. 6, Migne 94, 624.

2 Von den vermeintlichen Ragnarökdarstellungen auf deutschem
Boden genügt es wohl, eine einzige unlängst wieder von Erich Jung (Germa-

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