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1 54 R. REITZENSTEIN
volkstümliche Vorstellungen gehen neben einander her, von denen
eine der Deutung des Hiob-Buches entstammt.1
Die Vorstellung von einem Angeln des Todesgottes ist nicht
anhaltslos von den Rabbinen oder gar von den christlichen
Dogma-tikern erfunden. Zu gründe liegt ein alter orientalischer Mythos,
der im Gewände griechischer Dichtung unlängst auf einem Papyrus
des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts ans Licht gekommen,
aber noch nicht erkannt ist.2 Ein Held —- der griechische Verfasser
wird vielleicht Orpheus eingesetzt haben — steigt, da der Tod
ihm die Gattin oder Geliebte genommen hat, im Vertrauen auf die
Hilfe eines Gottes in den Hades. Er kommt vor die verschlossene
Türe; auf sein Gebot öffnet sie sich, er wandert den gekrümmten
Pfad weiter bis zu einem Gefilde, das ganz mit Leichen bedeckt
ist; Hunde nagen gierig an ihnen. Den Gott im Herzen geht er
weiter bis zu dem »hässlichen Gestade». Dort setzt er sich auf
einen Fels und steckt den Köder an die Angel, deren Schnur aus
Totenhaar gedreht ist. Aber zunächst fängt er nichts und
schautrostlos um sich. Weit um ihn dehnt sich ein Leichenfeld; Entt
hauptete, Gekreuzigte, Gepfählte hängen da und Furien im Sieger-
1 Wie die Bilder zeigen, ist das Aufbrechen der Kiefern des Ungetüms
mit dem Einsetzen des Speeres oder Pfahles verbunden, doch wage ich
nicht zu entscheiden, ob man diese Lesung in einem der Gedichte als
ursprünglich annehmen darf. Weitere Belege aus der deutschen Literatur unterdrücke
ich, damit der Leser nicht den Eindruck erhält, dass es sich um
völkischgebundene mythische, nicht aber um kirchlich-internationale dogmatische
Vorstellungen handelt. Aus der lateinischen verweise ich noch auf Mone,
Lateinische Hymnen, I, S. 141, in té mortem mors necavit (vgl. Gregor von
Nazianz oben S. 159, 1), S. 192 mare siccans, Leviathan perforans maxillam
hämo armilla, S. 212 quem per carnis edulium delusisti hämo tuae maiestatis,
fili dei, S. 214 quin ipse (der Teufel) eius esca petita avide delusus hämo deitatis
victus est in aevum.
2 Grenfell-Hunt, Fayoum Towns and their Papyri, p. 82. Die
Behandlung von Swoboda (Wiener Studien 27, 199) ist im Ganzen und Einzelnen
verfehlt. Zu den Lesungen bemerke ich: Col. III, 7 ist für avexov eitovei;
zpzoi [.] eeptuv (vgl. Grenfells Anmerkungen) zu lesen ö oi to v fteov (geschrieben
ffojiv wie II, 14) et; xpaoiàv æépiuv. III, 23 zu ergänzen h-jpà smpaza o’[etp]a&’
•j-ep&e -fiji. III, 42 zu trennen y.a-d yyj;, ißoa os (vgl. III, 13). Mit dem
Inhalt vergleiche man die Hadeswanderung im letzten Gesang des
Ma-häbhärata (übersetzt von Edwin Arnold, International Review 1881, p. 36),
mit der Schilderung der Leichen (besser: des Leichenwaldes) III, 20 ff., die
Visio Pauli (IV Redaktion): vidit vero Paulus ante portas inferni arbores
igneas et peccatores cruciatos et suspensos in eis: alii pendebant pedibus, alii
manibus, alii capillis, alii Unguis, alii brachiis.
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