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WELTUNTERGANGS VORSTELLUNGEN
1 5 ’
Inhaltlich weniger von einander abgehoben sind die beiden
mehr ornamentalen Streifen. Die Nordseite ist ohne weiteres
verständlich. Der nach unten gewendete Drache, der die Spitze
ausfüllt, ist rein ornamental, gar nicht als wirkliches Tier gedacht.
Dann folgt der triumphierende Reiter, diesmal sogar noch ein
zweites mal in umgekehrter Richtung, also auf dem Kopfe stehend
wiederholt, dann ein langes Bandornament. Die Südseite zeigt
zwei Drachen hinter einander, beide sehr ornamental behandelt,
doch verschieden; der obere ist noch frei, dem unteren ist durch
den Unterkiefer und über den Kopf ein Ring gezogen, sodass er das
Maul nicht schliessen kann (Fig. 6). Es ist die von
den kirchlichen Autoren und den deutschen
Dichtern immer wieder nach Hiob 40, 21 erwähnte
Strafe des Teufels, die Mahnung an die Christen
zu Busse und Beichte. Hierauf folgt, deutlich
abgehoben, das Bild einer Hindin, an deren
Rückseite ein Wolf in die Höhe springt; da der Streifen
zu schmal war, ist er jetzt unter ihre
Hinter-füsse gesetzt (Fig. 7). Undeutlich, besonders auf der
Photographie Calverleys, ist ein zweiter Gegner
unter ihren Vorderfüssen, die alten Zeichnungen
lassen eine in sich verknotete Schlange mehr
ahnen als erkennen und Calverley und Stephens
raten auf Jormungandr. Ein Hindernis soll
jedenfalls angedeutet werden. Auf dem
Breitstreifen der Vorlage sollte natürlich der Wolf der
Hindin nachrennen, die Schlange oder das Hindernis sich ihr von vorn
entgegen stellen. Die Deutung gibt wohl sicher der bekannte Psalm
der Naassener (Hippolyt, Elenchos V 10,2 p. 103,2 Wendl.); . ..
bei Mone, Lateinische Hymnen des Mittelalters I, S. 223: Hatnum sibi Mors
devoret Suisque se nodis liget; Iam mortua est vita omnium, Resurgat at vita
omnium; Cum mors per omnes transeat, Omnes resurgant mortui; Consumpta
Mors ictu suo (wie Ahriman bei den Manichäern) Perisse se solam gemat). Hieraus
erklären sich die finnischen Volkslieder, die Kaarle Krohn, Finnisch-ugrische
Forschungen, VII, 129 ff. mitteilt (das Grab, in dem der Teufel
verschlossen wird, erinnert an den manichäischen Bericht oben S. 140, dass ein Berg
über ihn geworfen wird, an den persischen oben S. 143, vgl. 197,1, doch wird uns
dieser Zug auch später begegnen). Eine bildliche Darstellung wird sich uns auf
dem Kreuzpfeiler von Dacre zeigen. Zu Grunde liegt überall theologische
Speculation; nur die Ausführung ist volkstümlich. Die Beurteilung der
kaukasischen Amiran-Sage bei Olrik wird danach zu berichtigen sein.
Fig. 7.
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