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2 1 o
r. re1tzenstein
gleiche Vorgang jedesmal in der Totenmesse, die zunächst für den
Märtyrer, also das Abbild Christi, alljährlich am Todestage
gefeiert wird, und wiederholt sich in jeder Messe überhaupt.1
Abendmahl (die Messe) gestiftet und zuerst gefeiert ist, oder daran, dass nach
altkirchlicher Auffassung mit ihm (mit der Verhaftung) die Passion Christi,
also der Kampf mit dem Teufel, beginnt. Aphraates rechnet von der
Einsetzung des Abendmahls sogar den Aufenthalt Christi im Totenreich (S. 188,
189 Bert), freilich zugleich, um die drei Tage und drei Nächte
herauszubringen, ohne zu apokryphen Evangelien zu greifen. Ein alter heidnischer
Brauch liegt zu Grunde, der aus der Vorstellung, dass man den Tod oder das
Unheil oder das Böse einnageln kann, erwächst. Man wendet ihn in der
Gefahr oder beim Übergang von einem Zeitabschnitt in den andern an. So
entsteht an vielen Stellen der Brauch des Jahresnagels; der apotropäische
Zauber wird prophylaktisch wiederholt. Bei diesem Zauber werden Wünsche
gesprochen. Der Schlag des Hammers dient dazu, den Wunsch zu
bekräftigen; an das Schmiedehandwerk ist er ursprünglich nicht gebunden. Den
Brauch in den Alpenländern schildert nach eigener Beobachtung trefflich
C. F. Meyer in seiner Dichtung ’Huttens letzte Tage’ (»Mach, sprach ich, erster
Schlag den Teufel fest, dass ihn die Hölle nicht entwischen lässt.»). Der
Hammerschlag soll in der Kaukasus-Sage von Amiran ursprünglich wohl
nicht die Glieder einer irgendwie zerriebenen Kette stärken — das könnte
er ja gar nicht —, sondern den Pflock, an dem die Kette des Teufels befestigt
ist, tiefer in die Erde treiben. Wird ausnahmsweise der Brauch auf andere
Gedenktage grosser Heiliger übertragen, so gelten sie als besondere örtliche
Beschützer gegen den Teufel oder knüpft sich die Vorstellung an die Messe,
die an ihrem Gedenktage mit besonderer Feierlichkeit gelesen wird.
1 Olrik hätte sich für den gefesselten Unhold auf die von Reinh. Köhler
(Germania 13, 399, Kl. Schriften II, 21) angeführte Stelle aus Konrad von
Megenbergs Buch der Natur (S. 107, Pfeiffer) berufen können: »Nu wizzent
gemain laut nicht, wå von daz ertpidem (Erdbeben) küm. Darumb tichtent alteu
weip, die sich vil weishait an nement, ez sei ain grözer visch, der haiz Celebran t,
dar auf sté daz ertreich, und hab seinen sterz in dem mund; wenn sich der weg oder
umbkér, s6 pidem das ertreich. Daz ist ain türsen maer und ist nicht war und
geleicht wol der juden maer von dem Ohsen Vehe>not.» Dem entspricht ein aus
der Eifel um Mitte des vorigen Jahrhunderts aufgezeichnetes Volkslied, das
Köhler mitteilt. Es sagt von der Geburtsnacht des Heilands: »Des Nachts,
wohl um die halbe Nacht, Maria an ihr Kindlein dacht’. Maria ging auf die
Türe stahn, sie sah gross Wasser kommen gahn. Wohl in dem Wasser, da war
sich ein Fisch, der war sich bereit’ auf (für?) Jesu Tisch. Der Fisch der ist
(heisst?) sich Concelebrant, er wird sich in allen Gottes Messen genannt.
Wird er nicht in allen Gottes Messen genannt, so entstehen sich Erdbeben
wohl in dem Land, so bebet die Erde, so reissen die Stein’. Maria die ist
sich eine Jungfrau rein.» Der Plural cete grandia (Genes. 1, 21) der Messe ward
als Singular gefasst und dem erderschütternden Leviathan als Namen gegeben.
Da man die Messe celebriert, entstand durch halbgelehrte, halb törichte
Etymologie Celebrant oder gar Concelebrant. Köhler, der dies fein erkannt
hat, verzweifelt an einer Deutung des Gedichtes und nennt es »ohne Zweifel
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