Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - R. Reitzenstein, Weltuntergangsvorstellungen
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die Handlung, die ihn dazu macht, die Tötung der »alten Schlange»
ist beide male nur dadurch angegeben, dass unter dem als
Schriftband benutzten Leib des untersten Drachen, also ausserhalb der
Bildfläche, Sigurd noch einmal dargestellt ist, wie er sein Schwert
durch diesen Leib bohrt.1 Die Komposition hat der Verfertiger
des Man-Kreuzes also ganz anderen Mustern entnommen2; mit der
klaren, an die Antike erinnernden Komposition der drei früheren
Monumente steht sie ebenfalls nicht in Zusammenhang; an sie
erinnert nur die Verteilung der Bilder auf die Vorder- und
Rückseite.
Jetzt erst können wir die Frage aufwerfen, was diese vier auf
englischem Boden erhaltenen Monumente eigentlich wollen.
Liturgisch sind wie die Odén Salomos, die das Herabsteigen Christi
zu den Toten behandeln, die 28 Lieder des zweiten Buches des
mandäischen linken Genzä, die alle schildern, wie die in die Materie
versunkene Seele von dem Erlöser befreit wird. Sie tun das,
indem sie berichten, wie einst der Erlöser selbst befreit wurde. Wie
in dem Seelenhymnus der Thomasakten, auf den ich im Eingang
verwies, oder in den Gebeten und Visionen der Märtyrer soll das
frühere Geschehnis als eine Art Analogiezauber wirken. Und wie
nach alter, im Volk aber immer lebendiger Anschauung an jedem
Osterfeste Christus wieder stirbt, begraben und auferweckt wird
und die Sünder aus der Hölle mit sich führt3, so wiederholt sich der
1 Dass auch das Essen von dem erlegten Ungeheuer auf Christus gedeutet
wurde, werden wir später noch klarer sehen.
2 Auch die von Black angeführten norwegischen Kirchtürpfeiler geben
nicht das eigentliche Vorbild, sondern bestenfalls Anregungen für seine
Komposition. Besser berührt sich mit ihnen ein englischer Kreuzpfeiler von
Halton (Calverley-Collingwood P. 183. 186). Zwei weitere Darstellungen der
Sigurdsage auf Grabsteinen von Man verzeichnet Kermode, dessen Katalog
in zweiter Auflage mir während der Correctur zugänglich wurde.
3 Am treusten ist sie in der griechischen Kirche bewahrt; man denke
an den russischen Ostergruss oder die Auferstehungsfeier in der Grabeskirche
zu Jerusalem, die noch jetzt altem Mysterienbrauch sehr ähnlich ist. Aber
die gleiche Anschauung finden wir im Westen z. B. in der Vision des
Ansel-lus Scholasticus (X. Jahrhundert, vgl. C. Fritsche, Romanische Forschungen
III, S. 347) und den Erzählungen der Albanesen (v. d. Leyen, Der gefesselte
Unhold, Prager deutsche Studien, VIII, S. 11, natürlich auch in russischen,
vgl. ebenda S. 12). Weiteres Material gibt Olrik. Dass bei dieser
Wiederholung der Teufel neu gefesselt werden muss, ist selbstverständlich. Der
sehr alte und verbreitete Schmiedebrauch, um Ostern durch drei
Hammerschläge die Fesseln des Teufels neu zu festigen, knüpft hieran an. Wird dafür
der Abend des Gründonnerstags gewählt, so denkt man daran, dass an ihm das
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