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2 1 o R. RE1TZENSTEIN
er nicht in geschlechtlicher Vereinigung gezeugt sei. Gott legte
sich, einen Strauss Basilienkraut1 unter der Achselhöhle
zusammendrückend, nieder und sendete den Strauss dann an Maria, die durch
den Geruch den Sohn empfing, den dann der Teufel durch die Juden
kreuzigen liess. Aus Zigadenos 27, 8 und 27, 10 kommt als
Ergänzung noch hinzu: nach der Kreuzigung und dem scheinbaren Tod
und der Auferstehung sei die List offenbar geworden; der Sohn
habe die Maske abgeworfen und habe den Satan in ein drückendes
und schweres Halseisen gelegt2; er hätte ihn töten wollen, aber der
Vater habe es nicht erlaubt — bis zum Weltende.
Die Untersuchung hat eine überraschende Wendung
genommen. Schien die Frage bisher nur, wie weit die nordischen
Vorstellungen vom Christentum beeinflusst seien, das seinerseits in
jenem Kampfmythos ganz von iranischen Vorstellungen abhängt,
so tritt neben es jetzt als mögliche Mittelquelle der Manichäismus,
der auf zwei Wegen seinen Einfluss geltend machen konnte. Da
er sich in Gallien unter der Oberfläche bis ans Ende des
Mittelalters erhalten hat, konnte er sehr wohl auch über die britischen
Inseln nach dem Nordland herüberwirken, und ein anderer Weg
führt von der Balkanhalbinsel durch Russland über die Ostsee.3
An ihn würden Kenner, die ich befragte, um so lieber denken, als
die nordische Kunst auf diesem Wege den Hauptteil der Anregungen
empfangen zu haben scheint.4 Tatsächlich kommen ja auch im
elften Jahrhundert drei armenische Missionare, die sich Bischöfe
nennen, bis nach Island und finden bei dem niederen Volke starken
Zulauf. Erzbischof Adalbert von Bremen bezeichnet sie in einem
1 Es sind die Barsomzweige des zarvanistischen Berichts.
2 out/siv tov cntoattztjjv za’t iayet /.ott ßtzsct vXo’.üt orjaai. Vergleichbar
ist die Fesselung Lokis auf dem Gosforth-Kreuz und die Schilderung der
finnischen Volkslieder, die Kaarle Krohn, Finnisch-ugrische Forschungen
VII, 129 ff. veröffentlicht hat (vgl. oben S. 157, 185). Beiläufig erwähne ich
noch, dass nach Zigadenos 27,23 die Bogomilen sich Christus als jugendlichen,
bärtigen Mann vorstellen, wie der Künstler des Gosforth-Kreuzes.
3 Man darf gegen letztere Annahme schwerlich einwenden, dass die
Bogomilen nach Zigadenos gegen den kirchlichen Bilderkult eifern.
Sie denken dabei selbst grade nach Zigadenos ganz bildhaft, und die
Ablehnung des Glaubens an wundertätige Bilder, die Zigadenos aus
politischen Gründen betonen muss, schliesst Verwendung von Bildern an sich
nicht aus.
4 Vgl. T. I. Arne, La Suède et l’Orient, Archives d’Ltudes Orientales
VIII (1914). Grade im zehnten Jahrhundert ist der Verkehr besonders
lebhaft.
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