- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjugufjärde årgången, 1924 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - R. Reitzenstein, Weltuntergangsvorstellungen

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WELTUNTERGANGS VORSTELLUNGEN

1 5 ’

hatten Bors Söhne die Welt geschaffen.» ■— Ueber den Kampf ist
schon gehandelt und wird noch zu handeln sein. Ich eile zu dem
Schluss, den man seit früher Zeit als nicht-nordisch empfunden hat.
Noch jetzt betrachten namhafte Philologen die geheimnisvolle
Erwähnung des Mächtigen, der auf die neue Erde zum Königsthing
kommt, als alte Interpolation, was mir bedenklich scheint, wenn
man auch in dem verbleibenden Rest ein Ineinanderfliessen zweier
Religionsanschauungen zugeben muss.1 Eine bestimmte
christliche Schilderung, die zum Vorbild gedient haben könnte, hat sich
bisher nicht gefunden. Wohl aber ist längst beobachtet, dass
die Schilderung der Hölle in der mächtigen Schlussstrophe
nichtchristlich ist; sie entspricht ja auch im wesentlichen der früheren,
wird also wohl nordisch empfunden sein. Stellung aber und
Stimmung entsprechen am engsten dem iranischen Gefühl, das bei diesem
Schluss nicht an Strafen und Qualen der Sünder, sondern nur an
eine endgiltige Ausschliessung, ein Verschwinden des bösen Geistes
denkt. Das stärkste Argument gegen eine rein nordische Erklärung
der Völuspå ist ja die kunstvolle Composition des zweiten Teiles2:
Anbruch des letzten Weltzeitalters oder Welttages,
Sittenverschlechterung, das Anstürmen der Unholde aus allen Weltgegenden,
der doppelte Endkampf, der Weltuntergang, die neue Erde, das
Versinken der Todesgewalten. Liegt hier eine manichäische oder
eine zwar christliche, aber stark iranisch beeinflusste Apokalypse

1 Eine gute Orientierung bietet B. Kahle, Archiv f. Religionswissenschaft
VIII (1906), S. 65 ff., weniger, zumal für meinen Zweck, G. Neckel, Studien
in den germanischen Dichtungen vom Weltuntergang, Sitzungsber. d.
Heidelberger Akad. 1918 Abh. 7. Wohl fehlt die Strophe in einer Handschrift, aber
ein Grund der Interpolation ist nicht zu finden. Für einen späteren Christen
lag die Erfindung, sein Gott komme zu den wiederbelebten Heidengöttern
und Helden, unendlich fern, und die Rätsel des Schlusses bleiben ohne die
Erwähnung des Mächtigen genau so gross, wie sie waren. Wir sind in
ähnlicher Lage wie bei den Odén Salomos, wo man auch zuerst zu der Annahme
grösserer Interpolationen griff, ohne doch den Rest einem einheitlichen
Religionsempfinden zuweisen zu können. Die Kritik verliert dabei den Boden
unter den Füssen. Hier bietet sich zudem, wenn man orientalischen
Ein-fluss einmal zugeben muss, im Zarathustrismus das Niedersteigen des
obersten Gottes auf die befreite Erde als Gegenbild. Leider fehlt bis jetzt eine
Schilderung aus dem zarvanistischen Zweig des Manichäismus.

2 Dass schon die Zusammenfügung beider Teile (Urzeit und Endzeit)
nach iranischem Vorbild gemacht sein könnte, beweist der avestische
Däm-däd-Nask (vgl. die Inhaltsangabe bei West, Sacred Books of East V, p. 177, n. 3).

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