- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjugufjärde årgången, 1924 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - R. Reitzenstein, Weltuntergangsvorstellungen

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2 1 o

R. RE1TZENSTEIN

voraus, der sich der Dichter sie umschaffend angeschlossen hat?1
Manches ihm selbst Rätselhafte konnte er dann mitübernehmen,
weil sein Empfinden schon von einer neuen, milderen Religiosität
beeinflusst war, und doch auch nach eigenem Sinn allen Ton auf
die grossartige Kampf- und Untergangsschilderung legen. Doch
überlasse ich das Urteil besseren Kennern und vor allem der Zeit,
die uns vielleicht bald durch neue Funde iranischer
Religionsurkunden weiteren Aufschluss bringt.

So bleiben noch die von den Verfechtern rein nordischen
Ursprungs gern angeführten Volkssagen, die auch Olrik — freilich
in etwas anderem Sinne — heranzieht. Sie zwingen mich, wenigstens
ein paar Worte noch über eine Erscheinung zu sagen, die ich tertiäre
Mythenbildung nennen möchte.2 Ich greife ein Beispiel heraus.
Wir sahen, dass Christus den Tod getötet und den Satan gefesselt
hat, hatte für das frühe Christentum höchste religiöse Bedeutung.
Aber Christus hatte ja nach der Schrift selbst verheissen, dass seine
Jünger gleiche Wunder wie er tun würden, und eifrig ergriff die
fromme Phantasie diese Verheissung. So berichten die apokryphen
Thomasakten, die um das Ende des zweiten Jahrhunderts im
östlichen Syrien entstanden sein mögen (cap. 30 ff.), wie dieser Jünger
mit grossem Gefolge über Land ziehend die Leiche eines Jünglings
findet, erkennt dass er durch Schlangengift gestorben ist, die
Schlange herbeschwört und sie nach ihrem Namen und ihren Taten
befragt. Sie bekennt in orientalisch-liturgischer Form, dass sie
die »alte Schlange» der Schrift ist, die freilich hier noch einen Vater
hat, und Verwandter (Bruder) jener Schlange, die im Ozean ruhend
die ganze Erde umschlingt und den eigenen Schwanz im Maule
hält, also der Todesschlange, des Leviathan der Orientalen, der
Midgardschlange der Nordmänner der Übergangszeit. Wie alles Böse,
so hat sie auch den Tod dieses Jünglings veranlasst. Der Apostel
befiehlt ihr, aus dessen Leichnam ihr eigenes Gift herauszusaugen;
sie wendet ein, dann müsse sie selbst sterben; auch ihr Vater werde

1 Derartige Uebernahmen pflegen ja Religionswechsel in einem Volke
vorzubereiten.

2 Sie schliesst in der Regel an bestimmte Orte und Personen an, trägt
aber nicht mehr religiösen, sondern überwiegend unterhaltenden, also
literarischen Charakter; aitiologische Motive treten stark hervor. Den Ausgangspunkt
bietet die wirklich religiöse Literatur einer hochentwickelten und dogmatisch
ausgestalteten Religion, deren schon sekundäre Mythenbildung jetzt in einer
gewissermassen tertiären Schicht Nachbildung oder Erweiterung findet.

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