Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - Tor Andrae, Der Ursprung des Islams und das Christentum. III. Die Eschatologische Frömmigkeit Muhammeds
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DER URSPRUNG DES ISLAMS UND DAS CHRISTENTUM 21 7
gestehen, dass Muhammed in dieser Hinsicht die
durchschnittlichen christlichen Apokalyptiker lange nicht erreicht.1
Auffallend ist, dass Muhammed, obgleich er Sure 46: 18
dem allgemeinen Gedanken Ausdruck gibt, dass verschiedene
Stufen der Vergeltung den verschiedenen Graden der Güte wie
der Bosheit entsprechen müssen, dennoch nirgends etwas zu
sagen weiss von den nach der Art der Sünde qualifizierten
Strafen, von denen die christlichen Apokalypsen (und spätere
jüdische wie die Ascensio Mösts) so oft erzählen. Sure 4: 144
redet von der untersten Tiefe der Hölle (darak al-asfal min
al-när),2 die den Heuchlern vorbehalten ist. Die Ausleger
meinen, dass darak gleich tabak sei und dass somit hier das
Vorhandensein verschiedener Wohnungen in der Hölle bewiesen
wäre. Sprachlich ist diese Deutung kaum möglich, sachlich
kann sie sehr wohl die wirkliche Meinung des Propheten
treffen, wenn auch auffallend bleibt, dass Muhammed, der so oft
von den Stufen im Paradiese redet, nirgends etwas von
verschiedenen Straforten in der Hölle zu sagen weiss.
An christliche Vorstellungen (Luk. 16: 24) klingt es an,
wenn Muhammed die Verdammten die Paradiesbewohner um
Wasser zur Kühlung der sengenden Glut bitten lässt (7: 48).
Nach 7: 44 befindet sich zwischen Hölle und Paradies eine
Scheidewand (higäb).3 Auf dem ’dräf stehen Männer, die die
Leute auf beiden Seiten kennen, »Sie rufen den
Paradiesbewohnern zu: Friede über euch! Sie werden nicht eingehen
dürfen, wie eifrig sie es auch wünschen.» Die ältesten
muslimischen Ausleger4 knüpfen hieran gewöhnlich die Lehre von
einer Zwischenwelt, wo diejenigen, deren Werke weder für das
Paradies noch für die Hölle einen Ausschlag geben, einen
vorläufigen Aufenthalt finden, bis sie durch die Barmherzigkeit
Gottes in den Himmel kommen.® Von einer solchen Anschauung
1 So auch R. Leszynsky, Mohammedanische Traditionen über das
jüngste Gericht (1909) 5.
s Vgl. die »unterste Hölle» Hen. c. 69 und öfters, Leszynsky a. a. O., 28.
’ Von dieser Scheidewand spricht auch Kohelet rabba zu 7: 14,
Leszynsky a. a. O., 39. Ähnliches aber auch in der Apoc. Pauli, Tischendorf, 54.
4 Taban, VIII, 126—129.
5 Die lateinischen wie die syrische Version der Apoc. Pauli (31) lässt
die Lauen, die neque in numero justorum inventi sunt neque in numero
im-piorum an einem besonderen Ort bestraft werden, Robinson I, 28,
Tischendorf, 56. Vgl. auch Johannes Mona.chus, ed. Huber, S. 41 und XXVI.
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