Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - Tor Andrae, Der Ursprung des Islams und das Christentum. III. Die Eschatologische Frömmigkeit Muhammeds
<< prev. page << föreg. sida << >> nästa sida >> next page >>
Below is the raw OCR text
from the above scanned image.
Do you see an error? Proofread the page now!
Här nedan syns maskintolkade texten från faksimilbilden ovan.
Ser du något fel? Korrekturläs sidan nu!
This page has never been proofread. / Denna sida har aldrig korrekturlästs.
DER URSPRUNG DES ISLAMS UND DAS CHRISTENTUM 2 57
soll der Mönch auch eine beständige Trauer in seiner Seele
wach halten. Abba Poimen ging einmal an einem Friedhof
vorüber, dort sah er eine Frau weinend sitzen und sprach:
»Wenn gleich jede Art schöner Musik, die es überhaupt gibt,
hier ertönte, sie würde nicht die Trauer in der Seele dieser
Frau in Freude verwandeln können. So ziemt es auch dem
Mönche Trauer in der Seele zu haben.»1 Jeden Morgen muss
er als Tagesaufgabe sich vornehmen, folgende Eigenschaften
sich anzueignen: grosse Geduld, Langmut, Furcht, Liebe zu
Gott und den Menschen, Demut des Herzens, »l’humilité du
corps avec le deuil et le tremblement d’un prison . . . une
pos-session de ton tombeau, comme si tu étais prët à t’y jeter».2
Um das Grab und den Tod stets vor Augen zu halten, hält
er seine Andachtsübungen mit Vorliebe an Grabstätten ab. Von
Pachomius erzählt man, dass er sehr oft auf die Friedhöfe ging,
um dort die ganze Nacht zu verbringen.3 Der fromme
Pisen-tius liess sich in ein von Mumien erfülltes Grab einschliessen, wo
ihm in der Nacht einer der Toten von den schrecklichen
Qualen erzählte, die er in der Hölle zu leiden hätte.4 Dem
chinesischen Philosophen Chuang erzählt der Totenkopf, den er
sich unter das Kopfkissen gelegt hat, im Traume, dass das
Leben nach dem Tode weit herrlicher sein wird als das
mühevolle Erdenleben. Ein ähnliches Thema behandelt auch die
Legende des Makarius, nur weiss der Totenschädel hier bloss
von den Schrecken der Hölle zu erzählen.5 Der Mönch, der
mit dem Totenkopf in den Händen betend kniet, wie ihn
Franzisco Zurbaran auf seinem bekannten Bilde darstellt, hat
hohe Ahnen in der asketischen Literatur.
Wenn nun der Mönch seine Seele stets in Trauer halten
soll, darf es uns nicht Wunder nehmen, wenn das Weinen ein
beliebtes und hochgeschätztes Werk ist. Von Apa Zachaeus
heisst es: »he loved tears möre than laughter and he ceased not
to weep either by day or by night.» Eines Tages fragen ihn
seine Jünger, warum er immer in dieser Weise weine. Da
antwortete er ihnen mit dem Schriftwort »Selig sind die da weinen,
1 Book of Paradise, I, 631.
2 Vertus de St. Macaire (koptisch), Ann. du Mus. Guimet, XXV, 135.
3 Vie de Pachome (arabisch), Ann. du Mus. Guimet, XVII, 352.
’ F.. W. Budge, Egyptian ideas of the future tife (London 1899), 112.
5 Vertus de St. Macaire. Ann. du Mus. Guimet, XXV.
<< prev. page << föreg. sida << >> nästa sida >> next page >>