Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - Tor Andrae, Der Ursprung des Islams und das Christentum. III. Die Eschatologische Frömmigkeit Muhammeds
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nung hinzugeben. In ergreifenden Worten schildert ’Afrlrn
diese Stimmung. Eines Morgens früh in Edessa erwachte er
und erblickte über sich den Himmel mit seinen strahlenden
Sternen. Da kommt ihm der Gedanke, wie die Gerechten einst
leuchten werden wie die Sonne. Doch plötzlich erinnert er
sich r?j? ipoßepàc sxstvvj? IXsöasw? toö Xptatoö. Sogleich fängt
sein Gebein an zu zittern, ein jäher Schreck jagt ihm durch
Leib und Seele, er fängt an zu weinen und zu seufzen und
vor grosser Not ruft er aus: ttw? &(ü) o à[iaptcoXö? sope&w sv
rjj wpo[. sxeEvß fg ipoßep^.1
In den finstersten Farben malt der Fromme sich seine
Sündhaftigkeit aus. Es gehört zum mönchischen Anstand, dass
man von sich selbst in der Rede und besonders auch in der
Schrift nur in den möglichst erniedrigenden Prädikaten als
»dem Sünder», »dem Unwürdigen», »dem Geringen» usw.
spricht, eine Sitte, die die muslimischen Asketen später
ebenfalls angenommen haben. Wenn ’Afrlm an seine heimlichen
Sünden denkt, ruft er weh über sich selbst und preist die
Ungeborenen glücklich, die das Licht des Tages nie geschaut
haben.2 Es gilt mit allen Mitteln, das Sündengefühl anzustacheln,
denn aus ihm erwächst die rechte Furcht vor dem Gericht und
aus der Furcht kommen die Tränen, die die Seele reinigen,
die Sünden abwaschen und das Höllenfeuer auslöschen.
Besonders ’Afrém redet an vielen Stellen von dieser expiatorischen
Kraft der Tränen. »Heilig und rein sind die Tränen vor Gott,
denn a|iTj/ooatv àet tJju^TjV àjrö tu>v ajiaptuåv, xataptCooatv aüri]v
àicb twv àvo[«<öv.»3 Er bittet Gott um die Gabe der Tränen
ojitø? av èSaXeiyö^j tö [J-SYa Ypa[A[Aatctov sv Säxpoatv oXtfoc? xai
xataaßsafl-fl ixst St’ 0X1700 xXao&[Jtoö tö nöp tö xatöjisvov. Ei
yàp svtaö&a xXauato sxstas poad^aojtai toö jrupö? toö àaßéatoo.4
Es gibt wohl kaum eine zweite Form des Christentumes,
in der die evangelischen Gedanken der Sündenvergebung und
der Gotteskindschaft so gänzlich ausgelöscht wären, wie in
dieser syrischen Mönchsreligion. Die Vergebung hat sich der
Fromme durch lebenslange Reue und Selbstpeinigung aus
eigener Kraft zu verdienen. Es gilt, sich vor dem grimmigen
Herrscher möglichst klein zu machen, denn an der
Unterwürfigkeit und an der servilen Selbstvernichtung des Menschen
1 Op. Gr., I, 159. 2 Op. Syr., II, 352. 3 Op. Gr., II, 55.
4 Ibidj, I, 154.
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