Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - Georg Loesche, Protestantische Kirche und Kultur in Österreich-Ungarn vor und nach dem Weltkriege
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PROTESTANTISCHE KIRCHE UND KULTUR IN ÖSTERREICH-UNGARN I I 5
Gläubigen behauptete. Herren und Ritter’ sandten ihre Söhne
auf die Universität Wittenberg, holten sich von hier Lehrer
und Prediger und huldigten selbst dem Luthertum nach der
Confessio Augustana invariata (1530). Allen mehr oder minder
berechtigten Vorwürfen gegen sie ist die Tatsache
entgegenzuhalten, dass viele von ihnen lieber Habe und Heimat verliessen
und in die Fremde zogen, als dass sie ihren evangelischen
Glauben verleugneten. Retter der alten Kirche wurde die
’vatikanische Cohorte’ der Jesuiten, dank ihrer Aufopferung und
der Redenkenlosigkeit in ihren Mitteln. An ihrer Spitze der
seit 1925 hl. Petrus Canisius (1521/97), dessen ’Catechismus
Ferdinands (1555) in mehr als 12 Sprachen übersetzt zwei
Jahrhunderte lang der römische Hauptkatechismus, noch heut eine
Grundlage des katholischen Unterrichts ist. Maximilian II
gewährte (1568) in der ’Religionskonzession’ eine verklauselte
Religionsfreiheit für den Adel, die tunlichst ausgebeutet wurde und
dadurch zu dessen Unheil ausschlagen musste, trotz wirksamer
Nothilfe seitens bedeutender auswärtiger Theologen und trotz
gediegener Hebung des Schulwesens. Rudolf II beharrte auf
dem Buchstaben der ’Konzession’; das Wort sie sollen lassen
stahn! Sein mächtiger Helfer war ein Konvertit, ein Wiener
Bäckerssohn, Melchior Klesl (1553/1630), der indessen von zu
schroffem Vorgehn abriet. Zwar wurde die ’Konzession’ 40
Jahre später verheissungsvoll überholt, allein noch nicht 20
Jahre darnach wurden alle ev. Lehrer und Prediger ausgewiesen
(1627), um das kommende Geschlecht auszuhungern und ’zu
den Fleischtöpfen Ägyptens zurück zu locken. Leider setzten
die schwedischen Unterhändler nicht durch, dass die Erbländer
in den Westfälischen Frieden aufgenommen wurden; eine
verhängnisvolle Versäumnis! So konnten sich Evangelische nur
in grösster Heimlichkeit als Heuchler halten, von lutherischen
Büchern in abenteuerlichen Verstecken genährt, nicht ohne
seelisch zu verkümmern.
Die eigentliche Trutzfeste des Luthertums wurde
Osterreich ob der Ems. Hier war es mehr als anderswo
volkstümlich, Besitz einer überaus zähen Bauerntums. So geschah es,
dass die schliesslich auch hier siegreiche Gegenreformation die
Entscheidung für ganz Deutschösterreich brachte. Einige
tonangebende Grossgrundherren standen früh im Briefwechsel mit
Luther; einige predigten sogar ihren Untertanen in ihren Guts-
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