Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - Georg Loesche, Protestantische Kirche und Kultur in Österreich-Ungarn vor und nach dem Weltkriege
<< prev. page << föreg. sida << >> nästa sida >> next page >>
Below is the raw OCR text
from the above scanned image.
Do you see an error? Proofread the page now!
Här nedan syns maskintolkade texten från faksimilbilden ovan.
Ser du något fel? Korrekturläs sidan nu!
This page has never been proofread. / Denna sida har aldrig korrekturlästs.
PROTESTANTISCHE KIRCHE UND KULTUR IN ÖSTERREICH-UNGARN I I 5
der Reformation im Donaureich! Die ’Tschechoslovakische
Republik’. Ein ehemaliger Prager Los von Rom-Professor steht
an ihrer Spitze, Thorn. G. Masaryk, wie jetzt in Frankreich
zum ersten mal der Präsident ein Protestant ist. Masaryk, vor
dem Krieg deutschem Wesen eng verbunden, eröffnete seine
Präsidentenbotschaft auf der Hradschiner Königsburg mit
Worten des von ihm doch weltenweit entfernten Comenius, in denen
dieser sein unabhängig gewordenes Volk zum Erben seines
Werkes einsetzt. Einer Begrüssungsdeputation der
deutschböhmischen Superintendentur gegenüber bekannte er sich als
bewusstes Glied der evangelischen Gemeinde, versicherte die
deutsche Kirche seines Schutzes gleich der tschechischen und
versprach ihr vollste Gleichberechtigung. Dazu stimmt freilich
schlecht die unerhörte Terrorisierung der deutschen Minderheit,
würdig der alten Hussiten. Zweifellos genossen die Tschechen
im ehematigen Österreich unvergleichlich mehr Rechte und
Schulz als sie heute den Nicht-Tschechen gönnen. Als lahme
Entschuldigung wird vorgebracht, Masaryk sei vielfach
machtlos gegen die Fanatiker.
Die evangelischen Tschechen schritten nach dem freudig
begriissten Zusammenbruch Altösterreichs und seiner
Kirchenorganisation zur Bildung ihrer längst ersehnten und ihnen an
und für sich nur zu gönnenden Gemeinschaft. Bereits im
Sommer 1917 hatte sich die ’Konstanzer Union’, nach dem Muster
des ’Evangelischen Bundes’ ins Leben gerufen, für die
Nationalisierung der tschechischen ev. Kirche eingesetzt; durch
Josephs ’Toleranzpatent’ (1781) sei ihr verwehrt worden, sich zur
einheimischen Konfession (1575) zu bekennen, fremde, wie die
Augustana und Helvetica, seien ihr aufgedrungen; durch das
’Protestantenpatent’ (1861) wurde dieser Zustand bestätigt, der
ein schweres Hindernis bilde, ihren religiösen Sondercharakter
zu pflegen. Doch ist diese Confessio keineswegs allen erwünscht.
Am 17. Dezember 1918 organisierte sich dann die tschechische
Kirche (Ausburgischen und Helvetischen Bekenntnisses) in
Böhmen, Mähren und der Slowakei als ’Tschechisch-evangelische
Brüderkirche’. Auf Einspruch nannte sie sich schnell um in
’Tsechisch-brüderisch evangelische Kirche’; sie stellt sich auf
den Grund der ’Confessio bohemica’ und der von Comenius
in Amsterdam verfassten (1662). Seltsam, dass es unter den
’Brüdern’ nun vier, eigentlich fünf brüderische Kirchen gibt: Die
<< prev. page << föreg. sida << >> nästa sida >> next page >>