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ungerechter Weise unterschätzt. Will man die Ursache dafür finden, so genügt
es nicht, auf die Unwissenheit oder Rückwirkung alter dogmatischer
Vorurteile gegen den falschen Propheten und den politischen Haß gegen den
Türkenhund hinzuweisen. Die Ursache liegt wohl tiefer und kann vielleicht
am richtigsten durch den Satz ausgedrückt werden: Verwandte verstehen sich
am wenigsten. Ein Christ findet im Islam viel, was an seine eigene
Religion erinnert, aber es begegnet ihm in einer eigenartig verzerrten Form.
Er findet Glaubensgedanken und Vorstellungen, die deutlich mit seinen
eigenen verwandt sind und doch wieder in seltsam fremde Bahnen
abbiegen. Was er findet, ist so bekannt, daß es jeden Reiz des Neuen,
Eigenartigen und Fremden verliert. Es ist so bekannt, daß man mit der
zerstreuten Gleichgültigkeit daran vorbeigeht, mit der wir das abtun, was
wir kennen und allzu gut kennen. Und doch nicht so bekannt, daß wir
wirklich seine Eigenart und den Geist verstehen könnten, durch den der
Islam seinen eigenen Platz in der Welt der Frömmigkeit erobert hat und
noch jetzt mit dem Recht des Lebens einnimmt. Es ist viel leichter gewesen,
etwas für uns ganz Neues und Fremdes zu verstehen, wie z. B. die
religiösen Gedanken Indiens und Chinas. Es bedarf eines größeren Maßes
von Weitblick und geistigem Freimut, den arabischen Propheten und sein
Buch zu verstehen.
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