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übernatürliche Größe, vor der unsere Forschung die Waffen strecken müßte.
Zu untersuchen, wie im inneren Leben des Genies oder des Propheten
eine neue geistige Synthese von Elementen geschaffen wird, die vielleicht
sämtlich in der Umgebung, aber isoliert, ohne die Möglichkeit des
Zusammenwirkens vorhanden sind, bietet der Wissenschaft viele lockende
Aufgaben, ehe sie vor dem wirklich Neuen, dem Geheimnis des schöpferischen
Geisteslebens haltmacht.
Daß Mohammed gelebt hat, kann nicht bestritten werden. Die
Entstehung des Islam liegt — wenigstens verglichen mit derjenigen der
übrigen Weltreligionen — im klaren Licht der Geschichte vor uns, und sie zeigt
uns an einem neuen Beispiel, daß die prophetische Persönlichkeit der Urquell
der religiösen Neuschöpfung ist. Zwar hat man oft gesagt, daß es Mohammed
in auffallender Weise an Originalität fehlte. Von Neuschöpfung könne man
nicht reden, wenn es sich um einen Mann handle, der in so hohem Maße
jüdisches und christliches Gut übernommen hat. Das ist in gewissem Sinne
wahr. Es gehört zu den Tatsachen, die nicht erörtert zu werden brauchen,
daß die Grundgedanken des Islam den biblischen Religionen entlehnt sind.
Die Frömmigkeit des Propheten ist sogar, wie wir im Folgenden sehen
werden, weit mehr, als man bisher angenommen hat, sowohl im Ausdruck als auch
im Geiste mit der in den syrischen Kirchen herrschenden Frömmigkeit
verwandt. Und doch ist das eine billige Weisheit, die da glaubt, daß die Frage nach
Mohammeds Originalität damit beantwortet sei. Eine neue religiöse
Lebensform wie der Islam, ist nicht nur eine Sammlung von Lehren oder ein
System von Riten. Sie ist, zutiefst gesehen, eine Form geistiger Energie,
ein lebendiger Same. Sie entwickelt ihr eigenes Wesen und zieht anderes
Geistesleben an sich nach einem Gesetz, dessen Bedeutung und Zweck sich erst
in einer langen Entwicklung ganz offenbart. Es ist Originalität genug, in
einer lebendigen und entwicklungsfähigen persönlichen Synthese die
geistigen Möglichkeiten seiner Zeit zusammengefaßt zu haben. Wahrlich „Mein
Gebet und meine Frömmigkeit, mein Leben und mein Tod gehören Allah,
dem Herrn der Welten, ihm, der niht seinesgleichen hat. So ward es mir
geboten, und ich bin der Erste unter den Rechtgläubigen“ (Sura 6, 163).
Der Erste unter den Rechtgläubigen. Mohammed hat völlig recht,
sich so zu nennen. Er ist der erste Vertreter eines neuen, selbständig religiösen
Typs. Noch heute kann man nach einer Entwicklung von dreizehnhundert
Jahren in echter mohammedanisher Frömmigkeit klar die Eigenart
erkennen, die letzlich auf sein persönliches Gotteserlebnis zurückgeht.
Die Art der mohammedanischen Frömmigkeit ist bis jetzt im
allgemeinen von seiten der abendländischen Religionsforschung in ziemlich
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