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Unter russischen Gefangenen. 81
Die Nussen werden mit Wald- und Wegearbeiten beschäftigt, mit
Reinhaltung des Lagers, Schneider- und Schuhmacherarbeiten und vielem
andern. In einer Kantine können sie Tabak, Zigarren und Zigaretten
faufen, Pfeifen, Zueker, Marmelade, Hering, Tee, Limonade, Nähutensi-
lien, Tinte und Papier, Streichhölzer usw., alles zum Einkaufspreis.
Zu ihrer Unterhaltung gibt es sogar ein Theater, in dem russische
Schauspieler oder, wenn solche fehlen, gewöhnlihe Soldaten auftreten.
Gesangvercine haben die Gefangenen sclbst gegründet. Jn den Lazaretten
sind russishe Ärzte angestellt, die nah dem Zeugnis ihrer deutschen
Kollegen schr tüchtig sind.
Die Lazarettbaracen sind außerordentlich gut eingerichtet, praktisch
und sauber. Im größten Saal in Czersk standen 435 Betten. Ost
genug kommen Verwundete geradeswecgs vom Schlachtfeld herein und
werden hier operiert. Die russischen Ärzte werden einmal bezeugen
fönnen, daß für die Kranken uud Verwundeten alles getan wird, was
in Menschenmacht steht. Aber der Tod hält auh hier seine Ernte.
Die größte Sterblichkeit an einem Tage betrug zwölf Mann. Der
Kirchhof liegt an dex Peripherie des Lagers. Als ih dort war, wurden
gerade zwei Russen begraben. Ein gefangener russisher Pope leitete
die Beerdigung, und hinter ihm stand eincr von den Gesangvereinen
des Lagers, dessen Mitglieder cinfachhe Soldaten waren. Sie standen
barhäuptig im Negen und bildeten unter dem Kommando eines Feld-
webels eine dihte Gruppe. Der Gesang mit dem beständig wieder-
fehrenden Refrain „Gospodi pomiluj‘“ (Herr, erbarme di!) machte einen
tiefen, unauslöschlichen Eindru.
Ein kleiner, erst se<hzehn Jahre alter Trommler namens Peter
aus Grodno spielte auf einer Balalaika, die er sih selbst verfertigt hatte;
er sah prächtig aus, war fröhlih und höfli<h und bei allen beliebt.
„Hast du Angehörige oder Freunde?“ fragte ich.
„Zch stche allein“, antwortete er wehmütig. „Jh habe nur einen
Vetter, der jetzt wahrscheinli<h in Kaukasien ist.“
„Wie geht es deinen Eltern?“
„Meine Mutter i} vor fünf Jahren gestorben, und mein Vater,
so hat man mir mitgeteilt, ist {hon im März in den Karpathen ge-
fallen‘“/, antwortete er mit unterdrüc>tem Schluchzen. —
Hedin. Nach Osten! 6
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