Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 12. Wie die Russen in Memel hausten
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128 Zwölstes Kapitel.
durch Fragen fest, daß die deutsche Militärbehörde wohl die Absicht ge-
habt habe, die Brücken zu sprengen, das aber aus irgendeinem Grunde
unterlassen habe. Nun ging den Russen ein Licht auf: hatte der Feind
die Brü>en nicht gesprengt, so wollte er daraus Vorteile zichen; also
ging man dieser Vorteile verlustig, wenn man sie zerstörte. Deshalb
blieben diese Brücken auch jeßt vershont — wohl die einzigen Brücken in
dem vom Feind beseßten Teil Ostpreußens, die niht in die Luft flogen.
- Oberbürgermeister Pohl gab in der Nussenzeit manchen Beweis
von Geistesgegenwart und Entschlossenheit. Telephonish stand er ins-
geheim die ganze Zeit mit der deutshen Militäroberleitung in Verbin-
dung, saß selbst am Hörer und wäre erschossen worden, wenn man ihn
ertappt hätte. Er riet der Zivilbevölkerung, zu bleiben und sih ganz
ruhig und passiv zu verhalten. Alles vertraute ihm blind und gehorchte.
Der Schulunterricht ging unter dem Donner der Kanonen vor fich,
und der Sedantag wurde von den Schulkindern wie von den Bürgern
gefeiert. Der russishe Kommandant war auch in der Tat ein humaner,
wohlwollender Mann, der die Nagaika auf den Rücken seiner Soldaten
tanzen ließ, wenn sie die Bürger belästigten.
In der kleinen Stadt Nagnit vor Tilsit befand sih ein Lager von
mehreren tausend deutshen Uniformen. Die Ortsbehörden wollten sie
verbrennen, als die Nussen in die Nähe der Stadt famen. Ober-
bürgermeister Pohl aber ließ die Uniformen auf einen Kahn schaffen,
der ohne Führung mit der Strömung den Memel hinunters<hwamm.
Die Tilsiter Brücke war von russishen Posten bewacht; aber diese müssen
geschlafen haben, denn der Kahn glitt saht unter der Brücke dur<h und
wurde wohlbehalten in Königsberg aufgefischt.
Tilsit hatte also verhältni8mäßig wenig in den drei Russenwochen zu
leiden, was auch daraus hervorgeht, daß scine Bürger auf eine der deutschen
Staatsanleihen 71/, Millionen Mark zeichnen konnten. In Begleitung des
Oberbürgermeisters besichtigte ih einige historishe Sehenswürdigkciten
der Stadt. Im Hause Ballgarden wohnte 1807 Napoleon einige Tage.
Ich sah auh das Zimmer der Königin Luise, das auf Eichstaedts be-
fanntem Gemälde verewigt ist. Eine Gedenktafel am Hause verkündet :
„Hier wohnten König Friedrih Wilhelm I1[. und Königin Luise während
des Friedensshlusses 1807. In dem Hause Nr. 24 der Deutschen
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