Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 31. Lemberg vor dem Fall
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400 Einunddreißigstes Kapitel.
begegneten wix Karawanen zurüc>kehrcnder Flüchtlinge, Männern, Fraucn
und Kindern, die große Bündel \{hleppten oder auf fklcinen Karren
schoben. Einige lagerten müde am Straßenraud und schnten sih wohl
nach Hause an cineu Herd, der niht mehr vorhanden war. Im übrigen
füllten die üblihen Trainkolonnen die Straße; an einer Stelle hielten
zwei 30,5-ecm-Mörser. Alle Telegraphenstangen waren umgchauen; die
Drähte lagen in unentwirrbaren Bündeln in den Gräben. Die Eisen-
bahn nach Lemberg hatten wir rechterhand ganz nahe; alle ihre Brücken
waren gesprengt.
An Exzellenz Böhm-Ermollis gastfrciem Tisch saßen vierzig öster-
reichische und ungarische und einige deutsche Offiziere, unter ihnen Ge-
ncral Bardolff, sowie der Präsident des Abgcordnetenhauses in Budapest,
Rittmeister der Reserve Beöthy. Unter den Offizieren herrschte Sieges-
stimmung. Lemberg, dic Hauptstadt Galiziens, stand unmittelbar vor
dem Fall.
Nach kurzer Rücksprache mit seinem Stabschef riet uns der General,
über Gröódek nah dem Dorfe Stawczany zu eilen, 12 Kilometer süd-
westlih von Lemberg; dort weile das XVIII. österreichische Armeekorps
unter General von Ziegler.
Also zurü> nah Gródek! Regen hatte über Mittag den Staub
der Straße gelöscht und die Luft abgekühlt. Die Völkerwanderung der
zurüfehrenden Flüchtlinge dauerte an. Armut und Elend auf Schritt
und Tritt! Juden, die mit keiner Micene verraten, was sie denken;
ein alter Mann, der eine Frau stützt, die einem Skelett auf dem Wegc
zum Grabe ähnelt, Mütter, die ihre shreicnden Kinder auf Schub-
farren fahren. Alles bewegt sih auf Grödek zu, auf dessen Straßen
nun inmitten der gefallenen Nussen, die noh immcr dalagen, das Leben
von neuem erwachte.
Jenseits der zerstörten Stadt geht die große Landstraße nach Lem-
berg weiter. Noch gestern naht zogen hier russische Truppen; ihr
Nückzug schien meisterhaft ausgeführt worden zu sein, nirgends sah man
verlassenes Fuhrwerk, Proviantwagen oder Pferde in deu Straßengräben.
Nux Dörfer und Höfe am Wege waren verbrannt. Dic Moskowiter
zünden alles an, was sie niht mitnehmen können, und doh war dieses
D
Land weit weniger verwüstet als Ostpreußen.
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