Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - Häfte 8 - Helmuth Duve. Die freie Schulgemeinde als Erziehungsideal
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DIE FREIE SCHULGEMEINDE ALS ERZIEHUNGSIDEAL 243
Dass die Koedukation in Wickersdorf eingeführt ist,
wurde bereits angedeutet. Knaben und Mädchen wohnen
getrennt, werden aber zusammen unterrichtet und leben in
den »Kameradschaften», das heisst im Kreis des zu ihrem
Führer erwählten Lehrers, ungezwungen zusammen. Die
Aufnahme in eine »Kameradschaft», die eine bestimmte
typische Lebenshaltung ausgeprägt hat, erfolgt, dem Wunsch
des neu Eintretenden entsprechend, mit Zustimmung
derjenigen, die ihr bereits angehören. Die Gefahr, dass sich dadurch
Cliquen bilden, ist gering, weil ja das gesamte Schulleben in
der Öffentlichkeit sich abspielt. An Stelle der zölibatären
Erziehung, die schon im Beisammensein beider Geschlechter
etwas Böses wittert, ist eine lebensfrohe, sich gegenseitig
anregende und anspornende Gemeinschaftserziehung getreten,
von der man (nach den in Wickersdorf gemachten
Erfahrungen) auch weiterhin günstige Ergebnisse erwarten darf.
Ausser der inneren Wahlverwandtschaft zu dem Führer
und der treuen erprobten Freundschaft unter Gleichgesinnten,
gibt es noch Lebensbeziehungen sozialer Art, die einmal in
dem allgemeinen Solidaritätsbewusstsein aller und andererseits
in der Fürsorge der Älteren für die Jüngeren zutage treten.
Jeweils 3—4 jüngere Schüler haben ihren »Tutor», einen
älteren Schüler, in dessen Obhut sie gegeben werden. Dieser
hat ihre Reinlichkeit, Ordentlichkeit und Lebensführung zu
überwachen, ihnen Schutz und Hilfe zu leisten, und es ist
ein schöner Brauch, dass der Tutor am Sonntag seinen
Schützlingen einige Obliegenheiten, wie die Ordnung ihres Zimmers,
abnimmt. Die jüngeren Schüler teilen ihr Zimmer mit
mehreren, die älteren bewohnen einen besonderen Raum, den sie
nach ihrem eigenen Geschmack ausstatten.
Die Unterrichtsgestaltung entspricht dem erzieherischen
Grundprinzip durchaus. Die unterrichtlichen Anforderungen
sind beträchtlich, obgleich man mit dem Taylorsystem der
Berufsbildung gebrochen hat. Wille, Intellekt und Gefühl
sollen harmonisch ausgebildet werden. Deshalb wird nicht
nur das Denken entwickelt und geschärft, sondern auch das
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