- Project Runeberg -  Die person Muhammeds in lehre und glauben seiner gemeinde /
15

(1917) [MARC] Author: Tor Andræ
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Einleitung

15

Offenbarung gefühlt, als es eigentlich dem Überbringer eines
heiligen buches gebühren sollte. Das kommt nun zuerst davon,
dass für Muhammed, den illiteraten,1 das buch nicht von der
lebendigen rede so grundverschieden war wie für uns. Für ihn
besass auch das schriftwort ein geheimnisvolles selbständiges
leben. Über die Stetigkeit und unveränderlichkeit des
geschriebenen wortes konnte er sich keinen rechten begriff machen. Es
blieb ihm wTohl immer etwas von der Vorstellung, dass auch das
geschriebene blatt in geheimnisvoller weise redet.2 Er hat sich
deshalb niemals wirklich so gebunden gefühlt, wie er hätte tun
sollen, hätte er die bedeutung seiner prätension, eine schriftliche
Offenbarung zu bringen, recht eingesehen.

Von grösserer bedeutung aber für die erweiterung seines
prophetischen selbstbewusstseins ist die unerwartete Veränderung
seiner äusseren Verhältnisse, die mit der Übersiedelung nach
Me-dina eingeleitet worden ist. Sieht man in der inneren
entwick-lung, die diese ereignisse im Seelenleben des propheten
hervorgerufen haben, nichts anderes als seine Verwandlung von dem
ehrlichen religiösen Schwärmer zum schlauen, von masslosem ehrgeiz
und herrschsucht getriebenen politiker, so hat man durch diese,
allerdings scheinbar naheliegende und bequeme zurechtlegung
der tatsachen der religionsgeschichtlichen Würdigung ein
unlösbares rätsei geschaffen. Und das rätselhafteste wäre dabei
nicht der moralische Untergang eines Charakters, der eine
religiöse Schöpfung von solchem ernst und solcher echtheit ins
leben gerufen hatte, wie es die erste Verkündigung Muhammeds

1 Als einen solchen müssen wir wohl Muhammed betrachten trotz dem
fragezeichen, das Nöldeke-Schwally, Geschichte des Qorans, 13 ff. (vgl.
auch Grimme, Muhammed II, 4) daran gesetzt hat. War auch in Medina
die kunst zu lesen und schreiben ziemlich verbreitet, so war das Verhältnis
in Mekka das umgekehrte (vgl. Goldziher, Muh. Stud. I, 110), und bei
der Übersiedelung zählte der prophet schon über 50 jähre. Hätte
Muhammed schreiben können, so hätte er es bei der aussendung der
Nahla-expe-dition ( Wäqidl 35) getan. Bei den traurigen erfahrungen, die er mit den
aufschreibern seiner Offenbarungen gemacht hat (vgl. Wäq[idl 55), hätte
er sie lieber selbst schreiben müssen.

2 Vgl. Snouck-Hurgronje RHR. XXX, 61, neuerdings auch die
sehr treffenden bemerkungen über die buch-vorstellungen Muhammeds von
J. Pedersen, Der Islam V (1914), III ff., gelegentlich E. Meyers
Ursprung und Geschichte der Mormonen. Uber die Zusammenstellung von
Josef Smith und Muhammed, die schon Margoliouth, Muhammed VII f.
sehr lehrreich fand, vgl. auch Söderblom, Deutsche Lit.-Zeitung 1914,
sp. 1285 ff.

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