Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - IV. Die person des propheten und die Sunna - B. Der prophet als vorbild des sittlichen lebens
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Andrae, Die person Miiharnmeds
nacherleben, das bedeutet die nachfolge des propheten bei den
süfi’s; die wichtigste koranstelle über die nachfolge lautet in
sü-fischer paraphrase einfach: So ihr Allah liebet, so folget mir in
güte, gottesfurcht, demut und geringschätzung eures selbst (dillat
al-nafs)} Spürte man in den panegyrischen aufzählungen der
orthodoxen vorwiegend nur das bedürfnis das verehrte haupt der
gemeinde mit allen denkbaren tugenderi zu zieren — zur
meh-rung seines ruhmes und seiner interzessorischen geltung — so
fühlt man in den entsprechenden Schilderungen der mystiker in
wirkungsvoller weise die anziehungskraft eines sittlichen ideals.
Freilich ist dieses idealbild ebensowenig nach der Wirklichkeit
gezeichnet. Auch die süfi’s haben in der gestalt des propheten
gefunden, was sie bei ihm gesucht haben.
Die süfi’s pflegen sich selbst gern als die armen, al-fuqarä\
zu bezeichnen. Ich möchte annehmen, dass muslimische asketen
ziemlich früh diese benennung von jenen syrischen
wandermön-chen, die sich jitco/oI Ttvev/mari nannten,2 aufgenommen haben.
Später ist fuqarcC ein völlig technischer namen für die süfi’s
geworden, obschon die ursprüngliche bedeutung des wortes den
frommen immer bewusst bleibt, die sich so benennen. In der
älteren asketischen frömmigkeit hat wohl dieser name das
ideal wirklicher besitzlosigkeit ausdrücken sollen, aber wie schon
die ebioniten nicht nur wegen der tatsächlichen armut der alten
palästinensischen gemeinde, sondern auch mit bezug auf die
geistige armut der nachfolger Jesu sich so benannt haben, so
erweitert sich auch im Islam die bedeutung des wortes zu einer
vielsagenden Zusammenfassung des süfischen frömmigkeitsideals:.
es bezieht sich nicht zuerst auf die entsagung aller irdischen
habe, sondern auf die innere freiheit gegenüber den weltlichen
gütern, die heilige Sorglosigkeit im vertrauen auf Gott, die
ent-äusserung des selbst, die demut, die geringschätzung in eigenen
äugen und die Verachtung von Seiten der weit. Die
besitzlosigkeit ist die form dieser armut, ihr wesen ist eigentum und
freiheit, sagt al’Uugwiri. Der wahre faqir hat nichts und kann nichts
verlieren; er ist nicht reich, dadurch dass er etwas hat; nicht
arm, wenn er nichts besitzt.3 Den gegensatz der fuqara’ bilden
1 Nawädir al-’usül 200.
2 Wir hören von ihnen noch im VI. jahrhundert, vgl. Reitzenstein,
Historia Monachorum 57.
3 Kasf al-mahgüb 20.
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