Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - VI. Die entstehung des prophetenkultus
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Die enstehiiDg des prophetenkiiltus
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an den flelog ävflgcojrog, wie wir nach Reitzenstein diesen begriff
zu nennen gewohnt sind. Er hat tiefe Wurzel in der griechischen
religion: ftsiog avrjQ nennt schon Aischylos den Agamemnon.
Oidipos heisst Isgög; es ist, wie wir jetzt wissen, nicht nur die
bewunderung für die Übermenschen, die ästhetische anteilnahme
an ihrem schicksal, die sich in den tragödien ausspricht;
wirkliche kultische Verehrung liegt dahinter.1 Es ist der allgemeine
glauben der antike, dass »nemo vir magnus sine aliquo afflatu
divino umquam fuit».2 Wenn die diadochenfürsten sich theos
epiphanes oder evergetes nennen lassen, so liegt es nahe, an
kontakt mit orientalischen Vorstellungen (Sargon von Agade u. s. w.),
die die eroberung herbeigeführt hat zu denken; aber der
herrscher-kult kommt bedürfnissen und Vorstellungen entgegen, die schon
vorher im westen heimisch waren. Oeiog ävdQcojtog ist freilich
im gewissem masse jeder geweihte, der in dem mystischen
gottesschauen, in der bräutlichen Vereinigung oder in der Wiedergeburt
— mit welchen bildern auch die substantielle Vereinigung mit
dem gotte gedacht werden mag — die gnosis oder das licht oder
den geist erhalten hat, die den menschen zum gott oder zum
teil der gottheit macht.3 Aber in besonders dafür veranlagten
persönlichkeiten steigert sich dieses bewusstsein vom einssein mit
dem göttlichen zu einer ihr ganzes wesen beherrschenden idee,
die, wenn wir sie losgelöst von ihrem religiongeschichtlichen
Zusammenhang beurteilen wollten, dem grössenwahn des paranoikers
ähnlich sehen würde. Auffallend ist die weise, wie sie in der
ersten person reden: iyoj 6 üeög stjui f] dsov nalg fj jrveüjua detov
(Orig. contr. Cels. VII: 94); Qffruä eljui ual nvev/jca ual dvva/uig,
sagt Maxiila (Epiphanius, Haer. XLVIII). An andere knüpft
die religiöse bewunderung ihrer anhänger dieselben
überschwäng-lichen Vorstellungen. Das eigentümliche an diesen gottmenschen
ist einerseits, dass ihre Verbindung mit dem göttlichen nicht nur
für besondere, in der Ökonomie ihrer inneren entwicklung
bedingte, inspirierte augenblicke, wie bei den propheten, oder in
besonderen durch kultische oder sonstige Verrichtungen
hervorgerufenen zuständen, wie bei priestern und schamanen, besteht,
also dass die Verbindung nicht momentan sondern habituell ist.
1 Pfister, Der reliquienkultus im altertum 561.
2 Cicero, De nat. deorum II, 66.
3 Reitzenstein, Die hellenistischeq mysterienreligionen 129.
1 Reitzenstein 143.
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