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VI. Die entstehung des prophetenkultus,
Wahrlich, hätte ich nicht den propheten dich küssen sehen,
ich würde es nicht tun, so soll cUmar von dem schwarzen stein
gesagt haben. Er hätte auch von anderen riten, z. b. von dem
gebet, sagen können: wäre uns dies nicht befohlen, so würden
wir es nicht tun. Die rituellen Übungen im Islam sind religiöse
pflichten, sie sind nicht im eigentlichen sinne ein kultus. Jeder
kultus, selbst der vergeistigtste, hat als seinen hauptzweck nicht
die erfüllung des willens der gottheit, sondern die erlangung der
Vereinigung, den unmittelbaren kontakt mit dem göttlichen. Er
verfolgt diesen zweck auf verschiedenen wegen, durch heilige
riten, durch heilige bilder oder heilige menschen, durch die
mystische Vereinigung mit dem gotte selbst. Statt dessen hatte
der alte Islam nur eines: ein heiliges buch; die frommen fühlten
auch, worum es sich handelte, wenn sie darauf bestanden, dass
das buch zwischen den beiden deckein, das koranexemplar selbst
das ewige wort Gottes sei.
Diese religion, in der das kultische in einer solchen weise
zur seite geschoben war, trat in den eroberten ländern in
Verbindung mit einer anderen, für die der kultus alles bedeutete.
Vielleicht hat sich nirgends in der religionsgeschichte die
be-strebung, das göttliche in greifbare nähe zu rücken, mit solcher
zielbewussten kühnheit kundgetan wie in der hellenistischen
religion. Die götter werden menschen und die menschen götter.
»Gib der erde, wenn nicht dich selbst, denn ich kann dich nicht
umfassen, doch eine heilige emanation von dir! so bittet die erde
in dem hermetischen traktat Kore kosmu den höchsten Gott.
Er erbarmt sich, er sendet für eine kurze zeit Isis und Osiris
auf die erde.1 Es ist die sehnsucht des antiken menschen, die
in den Worten spricht. Vielleicht fühlen wir am lebendigsten
das wesen der hellenistischen frömmigkeit eben in dem glauben
1 Mead, Thrice greatest Hermes III, 121.
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